30 Jahre später: OPERATION IVY - Energy (LP, Lookout!, 1989)

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Die 1988er EP „Hectic“ und vor allem das einzige Album „Energy“ des kalifornischen Skapunk-Quartetts OPERATION IVY sollte in den Jahren danach unzählige Bands dazu inspirieren, Reggae, Ska und (Hardcore-)Punk in ihre Musik zu integrieren. Aber nichts war und ist besser als das Original mit dem authentischen East-Bay-Sound. OPERATION IVY waren nur zwischen 1987 und 1989 aktiv. Kurz bevor die Band hätte durchstarten können, löste sie sich auf, weil man angeblich nie kommerziell erfolgreich werden wollte. Für Gitarrist Tim Armstrong und Bassist Matt Freeman galt dies offenbar nicht – sie kannten sich bereits vor OPERATION IVY und gründeten 1991 mit RANCID eine der kommerziell erfolgreichsten Skapunk-Bands überhaupt. Schlagzeuger Dave Mello trommelte später bei SCHLONG, während Sänger Jesse Michaels unter anderem mit COMMON RIDER für etwas Aufsehen sorgte.

Neben den Erfolgen mit den DONNAS, aber vor allem mit GREEN DAY, war „Energy“ für Lookout! Records eine der meistverkauften Platten des Labels, das 2012 dichtmachte. Manchmal würde mich ja schon interessieren, wie viele Kopien von manchem Album wirklich über den Ladentisch gegangen sind ... Nachdem die sechs Stücke auf der EP „Hectic“ in nur neun Stunden eingespielt, von Kevin Army gemischt und gemastert wurden, nehme ich aufgrund des ganz ähnlichen Sounds auf „Energy“ an, dass sie für die 19 Songs nicht wesentlich länger brauchten. Die einzelnen Schritte wurden zwar an verschiedenen Orten durchgeführt, für die Produktion verantwortlich war allerdings wieder Kevin Army. Lediglich das Mastern überließ man John Golden von K-Disc in Hollywood.

OPERATION IVY hatten das gewisse Etwas, ihren ganz eigenen Sound. Schon damals war Tim Armstrong für die meisten Songs verantwortlich. Sein Talent als Songwriter, gepaart mit diesem höhenlastigen, schrillen und schnellen (Offbeat-)Gitarrenspiel, dem unnachahmlichen Basssound Matt Freemans, der jugendlich-rauhen und damals – zum Glück! – noch undifferenzierten Stimme von Jesse Michaels und dem hektischen Schlagzeugspiel von Dave Mellow machten OPERATION IVY zu dem, was die Kollegen vom Flipside als „swell bunch of guys, who mix hard-edged ska with the intensity of young thrash“ vorstellten. Und daraus entstand dann dieser einmalige musikalische Mix auf „Energy“ mit ein- bis zweieinhalbminütigen Reggaepunk-Hymnen wie „Take warning“, „Unity“ oder „Bad town“, Skapunk-Songs wie „Sound system“, „Bankshot“, „One of these days“, „Smiling“, „Freeze up“, „Artificial life“, „Room without a window“ oder melodischen (Hardcore-)Punk-Nummern wie „Jaded“, „The crowd“, „Bombshell“, „Vulnerability“, „Gonna find you“, „Caution“, „Big city“ oder „Missionary“.

Simon Brunner