Wie nähert man sich einem Duo, dessen Namen maximal ein Prozent der Leser überhaupt schon einmal gehört haben? Dessen zweiter Longplayer „Bionic Testmensch“ ist ein erfrischendes Zeugnis deutscher Grindcore-Kultur, das Einflüsse von BLACK SABBATH bis CARCASS zulässt, daraus aber sein ganz eigenes Gebräu entwickelt. Und das nicht zuletzt mit der deutschen Sprache spielt, wobei sich der Hörer nicht ganz sicher sein darf, ob er lieber lachen oder weinen sollte? Begleiten wir doch einfach Herrn Bommel (git, voc) und A. Donnermann (dr, voc) durch einen Tag in Berlin und hoffen auf Antworten zu brennenden Fragen.
Du wachst morgens durch furchtbarem Krach vor deiner Tür auf . Es klingelt und ein Bauarbeiter sagt nur: „Wir haben die 100.000 Tonnen Kruppstahl vor ihrer Haustür abgeladen, die Sie bestellt haben.“ Was würdest du mit ihnen machen?
Bommel: Kraft meines Widerrufsrechts lasse ich sie kostenfrei retournieren.
Donnermann: Mit wem? Mit den Bauarbeitern oder dem Stahl? Zu den Bauarbeitern würde ich sagen: „Ey, ich hatte Pizza Quadro Stagioni bestellt!“ Die 100.000 Tonnen Kruppstahl würde ich einfach auf dem Bürgersteig liegen lassen, die nimmt schon wer mit, wir sind hier ja in Kreuzberg.
Während des Frühstücks schaust du kurz bei Facebook rein. Du hast über Nacht 100.000 „Likes“ bekommen. Egal?
Bommel: Ja.
Donnermann: Ja. Ich weiß sowieso nicht, wo dieses Facebook eigentlich herkommt.
Du gehst zum Proberaum. Vor der Tür steht eine Tasche mit 100.000 Euro. Darauf ein Zettel. „Nehmen Sie das Geld, aber hören Sie bitte auf, solchen Krach zu machen.“ Nimmst du an?
Donnermann: Ja. Und da wir ja eh keinen Krach machen und daher auch logischerweise damit gar nicht aufhören können, wäre das moralisch auch 1a.
In 100.000 Tagen und für 100.000 Millionen Euro hat Berlin seinen Flugplatz fertig gebaut. Wohin würdest du mit deiner Band für ein exklusives Konzert fliegen?
Bommel: Wuppertal oder sonstwo im Bergischen Land. Ich komm daher. Der Prophet gilt nichts im eigenen Land.
Donnermann: Potsdam.
Es wird dunkel. Welchem der geschätzt 100.000 Politiker in Berlin würdest du jetzt gerne begegnen und mit körperlicher Gewalt drohen. Und warum?
Bommel: Angela Merkel – einfach aus quantitativen Gründen. Sie hat als die Mächtigste das meiste Blut an den Händen.
Donnermann: Wir waren mal in Neukölln in einem Programmkino und da war diese Politikerin im gleichen Film wie wir – wie hieß die denn noch mal? –, jedenfalls haben wir irgendwas zu der rübergerufen, was weiß ich nicht mehr, aber verdient hatte die das dreimal. Und im Kino ist es ja auch dunkel.
Vor dem Schlafengehen hörst du noch einen der 100.000 Grindcore-Songs dieser Erde. Und zwar den besten. Welchen?
Bommel: Schwierige Frage, denn die sind fast alle gleich gut. Ich höre den herausragenden „You suffer“ von NAPALM DEATH.
Donnermann: „Reek of putrefaction“ von CARCASS. Und dann noch die restliche Platte hinterher. Sollte eh jeder Mensch wenigstens einmal am Tag hören.
Du fällst in einen tiefen Schlaf. Nach 100.000 Tagen wachst du wieder auf. Was sollte sich verändert haben, damit das Leben dann besser wäre?
Bommel: Alles sollte längst untergegangen, in Vergessenheit geraten und durch etwas Friedliches, Freies und Glückliches ersetzt worden sein.
Donnermann: Da würde ich doch viel früher wieder geweckt werden, weil die mir bereits nach ca. 100 Tagen die Bude unter dem Hintern wegsanieren. Und bei dem Krach kann ja keiner schlafen – auch nicht mit 50.000 Antikrach-Euro.
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