POTHEAD

Rocket Boy

Ein neues Album von POTHEAD (okay, es ist schon seit ein paar Monate erhältlich), und doch nichts Neues von Brad, Jeff und Sebastian. Aber wenn man es mal genau betrachtet, gab es in den letzten 15 Jahren nie etwas Neues von der Seattle- und Sauerland-Exilanten-Formation mit Homebase Kreuzberg.

Und "Neues", das klingt in Bezug auf POTHEAD auch eher wie eine Drohung, denn wer wie ich Fan des Trios ist, der schätzt gerade das stoische Festhalten am einmal eingeschlagenen Weg, allen Moden und Neuerungen zum Trotz.

Und sie haben die Hypes kommen und gehen sehen: Vor Grunge flüchteten Brad und Jeff 1991 aus Seattle, nahmen jedoch die Musik mit, verschärften sie weiter, wurden Jahre später von der Stoner-Rock-Welle überspült und sind nach deren Abebben einfach ihren Weg weitergegangen, ohne an ihrem knochentrockenen, extrem reduzierten Sound was zu ändern.

In einem anderen Kontext würde man von einem "Designklassiker" sprechen, einem Gegenstand, der so ausgereift, praktisch und gut ist, dass daran einfach nichts mehr zu verbessern ist. POTHEAD sind somit das musikalische Äquivalent zu einem Bauhaus-Sessel, außerdem D.I.Y.

as fuck mit dem bandeigenen Label Janitor Records und hatten damit das Musikindustrie-Modeding des 360°-Deals schon verinnerlicht, als die Majorfatzkes noch nicht mal wussten, was 360° überhaupt bedeutet.

Die 14 Songs auf "Rocket Boy" - einmal mehr gefällt hier das durchdachte Design - sind begeisternd reduzierte Brachial-Rocknummern mit wummernden Drums, dröhnendem Bass und druckvoller Gitarre ohne Soli, den man spätestens jetzt kennen lernen sollte.

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