Es gibt Bands, die existieren, haben vielleicht Erfolg, aber bleiben substanzlos. Die berühren niemanden, interessieren kaum und sind im besten Fall bald vergessen. Dann gibt es andere. Die stehen für etwas. Manchmal für noch mehr als nur ihre Musik. Bands wie MOTÖRHEAD, SLIME, DEAD KENNEDYS – oder eben die V8 WANKERS. Die sind mehr als nur Musik. Die Offenbacher machen Highspeed-Rock’n’Roll mit ausgestrecktem Mittelfinger. Die V8 WANKERS stehen für aufheulende Motoren und das Bier in der anderen Hand. Aber für viele sind sie noch immer zugehackte Asis. Für die Band selbst ist das Thema nicht so wild. Sänger Lutz Vegas stand dem Ox Rede und Antwort.
Haben für euch Tattoos und Musik etwas gemeinsam?
Na klar. Tattoos und Rock’n’Roll bedeuteten Rebellion und als das verstehen wir zumindest es noch immer.
Was war zuerst bei euch da: die Musik oder die Tattoos?
In der Band wahrscheinlich erst die Tattoos, da wir alle ja schon früh damit angefangen haben. Prinzipiell aber erst die Musik, denn über das Interesse an Rock’n’Roll oder Punkrock kommt man meisten auch auf dumme Ideen.
Was ist wichtiger für euch?
Die Musik. Denn mit Tattoos kann man heute auch niemanden mehr sonderlich schocken oder beeindrucken. Ein guter, eigenständiger Sound wird sich auch heute noch durchsetzen.
Die meisten von euch sind recht auffällig tätowiert. Wie reagieren die Einheimischen auf euch?
Insbesondere in Deutschland sind die Menschen heutzutage schon einiges gewohnt. Die meisten reagieren gar nicht mehr auf großflächige Tattoos, selbst am Hals oder auf den Händen. Im Ausland, je nachdem wo, verhält sich das noch anders, sagen wir mal Griechenland oder Portugal und Spanien. Aber selbst da kennt man das schon von diversen internationalen Fußballern. Die Zeiten haben sich einfach geändert.
Wie seid ihr zum Punk’n’Roll gekommen?
Gar nicht. Wir haben uns zu keiner Zeit als Punk’n’Roll-Band gesehen. Dieser Trend ist gekommen, an uns vorbeigezogen und wieder verschwunden. Wir waren schon immer eine Rock’n’Roll-Band im Geiste von ROSE TATTOO, die ja auch in ihren jungen Jahren eine ähnliche Punk-Attitüde an den Tag gelegt hatten.
Wann habt ihr euch euer erstes Tattoo stechen lassen? Was war das?
Bei einigen viel zu lange her, um darüber zu reden. Fledermäuse, Totenköpfe und andere frühpubertären Motive waren das ...
Was bedeuten euch eure Tattoos?
Sie sind für uns zum Alltag geworden. Man denkt nicht mehr sonderlich über sie nach, sondern lässt sie in Ehre verblassen.
Bereut ihr welche davon?
Was drauf ist, ist drauf. Man muss auch nicht mehr hineininterpretieren, als da ist. Hauptsache zugeputzt und bunt.
Wo lasst ihr euch tätowieren?
Nirgendwo fest. Viele Tattoos waren auch Geschenke von irgendwelchen Studios, wo wir mal gespielt hatten. Zum Beispiel bei unserem Freund Mäx von Tattoo To The Max in Österreich. Wir sind sozusagen Tattoo-Nomaden.
Geht Subkultur für euch ohne Tattoos?
Es ging früher mehr als heute. Heute definieren sich alle mehr über ihre Tattoos als über die eigentlichen Werte ihrer ausgewählten Subkultur. Alle Subkulturen sind zusammengeschmolzen und es gibt nur noch einen großen Gruppenzwang: Tattoos ...
Gibt es für euch eine Verbindung zwischen der Musik, die ihr macht, und den Tattoos, die ihr habt?
Klar, wir lassen uns die Motive unserer Plattencover stechen, die ja meistens von Tätowierern für uns entworfen wurden. Natürlich haben wir auch Sachen, die dem Rock’n’Roll-Lifestyle entspringen. Wir haben keine Berührungsängste, jedem Klischee zu entsprechen. Tattoos sind in unseren Texten nur Nebensache. Es geht um die wahren Dinge des Lebens: Sex, Drugs, Rock’n’Roll ... und Autos.
Sind Tätowierungen politisch für euch?
Auf gar keinen Fall!
Jeder Vierte ist tätowiert. Wie beurteilt ihr diesen Trend?
Gemischt. Auf der eine Seite ist es bedauerlich, weil die Individualität derer verloren geht, die zu einer Zeit damit angefangen hatten, als es noch Mut bedurfte, diesen Schritt zu wagen, andererseits sind wir nun nicht, wie damals erwartet, zu Außenseitern der Gesellschaft geworden, sondern befinden uns noch mittendrin. Letztendlich profitieren wir auch von dem Tattoo-Mainstream.
Wollt ihr noch etwas zum Thema loswerden?
Nehmt eure Tattoos und euch selber nicht so ernst. Wer viel weiß, redet nicht, und wer viel redet, weiß nichts ...
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #76 Februar/März 2008 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #102 Juni/Juli 2012 und Igor Eberhard
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #52 September/Oktober/November 2003 und Ingo Rothkehl
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #55 Juni/Juli/August 2004 und Claudia Luck
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #46 März/April/Mai 2002 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #90 Juni/Juli 2010 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #139 August/September 2018 und Joni de Groot
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #120 Juni/Juli 2015 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #75 Dezember 2007/Januar 2008 und Tom Küppers
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #95 April/Mai 2011 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #120 Juni/Juli 2015 und Joni Küper
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #134 Oktober/November 2017 und Joni de Groot