V8 WANKERS

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Acht Zylinder sticht!

Wer kennt den Satz aus der Überschrift nicht? Mit acht Zylindern war man beim Autoquartett-Spielen immer auf der Gewinnerseite, nur ein blöder Ferrari oder Jaguar mit seinen zwölf Zylindern konnte einen noch erwischen, aber die Chance war gering. Und so gehören auch die V8 WANKERS aus Hessen zu den Gewinnern, denn trotz Feinstaubplakettenpflicht ist ihr Vollgas-Rock alltagstauglich. Frontmann Lutz Vegas gab uns die technischen Details durch.

Lutz, erzähl bitte mal im Kurzdurchlauf die Story so far.


Die Gründung der V8 WANKERS war im Jahr 2000. Mit Gitarrero Vulcanus und Basser Rico hatte ich zuvor die Band LORE, von 1994 bis 2000. Wir hatten zu diesem Zeitpunkt auch schon zwei CDs und eine 10" mit LORE gemacht und ein neuer Produzent, der uns nach einem Artikel in der Bildzeitung entdeckt hatte, wollte uns groß rausbringen. Das endete leider nur in endlosen Aufnahmesessions, die zu nichts führten. Da uns aber dadurch mit LORE die Hände gebunden waren, entschieden wir uns, parallel dazu noch was ganz anderes zu machen und nannten das ganze V8 WANKERS. Danach ging alles schnell: Wir spielten Anfang 2001 unsere erste V8W-Show als Support für SKEW SISKIN in der Offenbacher Hafenbahn und wenige Monate später die zweite als Support für ROSE TATTOO in der gleichen Halle. Danach haben wir die ersten acht Songs aufgenommen und ich wollte diese dann eigentlich als 10" rausbringen. Ein Plattendeal mit Element Records kam uns aber zuvor und wir mussten noch ein paar Songs nachliefern, da diese eine komplette CD haben wollten. Also haben wir noch weitere sechs Songs aufgenommen, zum Teil umgearbeitete LORE-Songs, um unser Debütalbum "Blown Action Rock" fertig zu bekommen, welches dann 2002 rauskam. Dann kamen auch schon erste Highlights, wie Auftritte auf der Hauptbühne des Bizarre Festivals mit TURBONEGRO zu deren ersten Combackshows oder als Opener für MOTÖRHEAD in Kroatien auf der Bike-Week in Pula. Weitere Shows mit ROSE TATTOO, DRI, GLUECIFER und so weiter folgten. 2003 haben wir dann unser zweites Album, "Automotive Rampage", auf dem neuen Label Rude Records rausgebracht, bei dem wir auch heute noch sind. Die haben uns bei Element rausgekauft und daher wurde "Blown Action Rock" 2004 dort noch mal als Remastered Version veröffentlicht mit den ersten 7"s als Bonustracks. 2003 und 2004 haben wir auch massenhaft Shows und Festivals gespielt, unter anderem mit den METEORS, WALTONS, BONES, DEAD MOON, PETER PAN SPEEDROCK, PSYCHOPUNCH und und und. 2005 kam das dritte Album "The Demon Tweak" und die Europatour wieder mit ROSE TATTOO. Bis 2006 dann wieder Shows, Shows, Shows - mit Bands von BATMOBILE über THE CHUCK NORRIS EXPERIMENT und THE CARBURETORS bis hin zu NINE POUND HAMMER und THE GENERATORS oder GIRLSCHOOL. Touren in Portugal, Spanien, Belgien, Holland,Schweiz, Norwegen, England, außerdem fünfzehn 7"s und diverse 10"s, Compilation- und Tribute-Beiträge. Ende 2007 dann das aktuelle Album "Hell On Wheels" und die Tour mit WASP. Februar 2008 sind wir in Italien und im Mai/Juni soll es mit GIRLSCHOOL auf Europatour gehen. So weit, so gut.

Außer reichlich Metal und Benzin: Aus was setzen sich die Wankers noch zusammen, welche Tapes außer MOTÖRHEAD und ROSE TATTOO findet man in eurem Player?

Die V8 WANKERS vereinen tatsächlich das Beste aus diversen Welten in sich. Gitarrist Schmuddel zum Beispiel ist ein Punkrocker und Frankfurter Hausbesetzer der ersten Stunde, bei dem auch heute noch OHL, TOXOPLASMA oder BLUT+EISEN durch die Anlage rumpeln. V8 WANKERS-Urgestein Vulcanus ist ein alter SLAYER-Maniac und Metalhead, der aber auch mittlerweile gerne mal TURBONEGRO oder METEORS hört und ich bin ein alter Psychobilly, der sich schon in den 80ern seine ersten Sporen verdient hat. Es geht von CLASH über BLACK FLAG zu STRAY CATS und CARCASS. Unsere gemeinsame Affinität zu Tattoos, Rock'n'Roll und Alkohol verbindet das Ganze

Das muss sein: in was für einem Wagen steckt dein V8? Was macht den Reiz dieser Motorbauart aus, dass man daraus gleich einen Bandnamen schraubt?


Mein V8 steckt in einem 1970er Oldsmobile 442, hat 7,5 Liter Hubraum und 455 Cubic Inches. Er hat 690 Newton-Meter Drehmoment und braucht 30 Liter Super. Wenn das kein Grund ist, eine Band danach zu benennen ... Ich bin einfach fasziniert von der dekadenten Kraftverschwendung dieser Motoren, besonders in Automobilen der so genannten "Muscle Car"-Ära von Mitte der 60er bis Anfang der 70er. Ähnlich wie beim Tractor Pulling gefällt mir die unangepasste, rebellische Haltung, die diese Fahrzeuge und ihre Halter repräsentieren. Dies entspricht exakt meinem Verständnis der V8 WANKERS, die sich auch immer unbeugsam ihren Kritikern entgegengestellt haben. Hier geht es nicht um ökonomischen Sinn oder politisch korrektes Verhalten. Hier geht es um puren Spaß am Leben. Eben Rock'n'Roll, wie er sein sollte, wie meiner Meinung nach auch Punkrock sein sollte. In den letzten Jahren war der Trend ja nicht unbedingt auf unserer Seite und die einseitige Meinungsmache diverser Schreibtischtäter in der Musikpresse hat komplett übersehen, dass wir bewusst diese inhaltliche Oberflächlichkeit als Statement gegen die selbstherrliche Geschmacksdiktatur in der Rock- und Punkrock-Presse gewählt haben. Ich persönlich war es irgendwann leid, hochtrabende Themen in meinen Texten zu verarbeiten. Als Jugendlicher wollte ich auch immer die Welt verbessern und viele meiner damaligen Mitstreiter sind heute aalglatte Juristen, Doktoren oder Autoverkäufer, die nichts mehr von ihren ehemaligen Idealen wissen wollen. Zum Glück weht heute ein härterer Wind und der Trend geht in eine andere Richtung. Die Leute sind wieder bodenständiger geworden, leben in einfacheren Verhältnissen und wollen einfach ein wenig dem Alltag entfliehen. Ähnlich wie ein guter Roadmovie bieten V8 WANKERS musikalisch und optisch einfache, aber ehrliche Zerstreuung. Unkaputtbar wie ein V8.

Wie werden die V8 WANKERS mit der Feinstaubrichtlinie klarkommen?Spielverbot in den Innenstädten?

Leider werden wir damit wahrscheinlich nicht in Konflikt geraten, da wir mittlerweile nicht mehr mit unserem alten Ford Transit unterwegs sind. Unser erster Transit erhielt ja schon zweimal eine Herztransplantation, bevor wir unseren zweiten Ford zum Einsatz brachten. Als auch hier das zweite Herz, sprich der Motor, den Geist aufgab, entschieden wir uns, nur noch mit Leihbussen zu fahren. Die Distanz zu den Shows wurde immer größer, so dass es leider notwendig geworden ist, mit schnelleren, zuverlässigeren, also neueren Fahrzeugen zu reisen. Ansonsten würden wir liebend gerne dieser Abzockerei Paroli bieten. Das kann man ja zum Glück privat noch tun.

Verrate mir doch mal, wie die Reaktionen von Engländern und Amerikanern auf euren Namen sind. "Wanker" ist ja dann doch eher eine Beleidigung ...

In England gab es überhaupt keine verwirrten Reaktionen auf unseren Namen, auch die GIs der US Army, die am Anfang unserer Karriere oft zu Shows kamen, hatten sofort das richtige Verständnis für die Wahl unseres Bandnamens. Rock'n'Roll muss einfach rebellisch und provokant sein, das haben eher diverse Besserwisser in unseren Landen in den falschen Hals bekommen. Wir hatten seinerzeit den zweiten Teil unseres Bandnamens mit Wankers, also Wichser, belegt, um eben jenen Weichgespülten schon im Vorfeld den Wind aus den Segeln zu nehmen. Daher auch der Spruch am Anfang des Songs "Wankers without a cause": "Listen, if you don't like us, we don't care. We are wankers anyway."

Wer kommt zu euren Konzerten - von Gearheads und Tätowierern mal abgesehen?

Mittlerweile kommen unsere Zuschauer und Fans aus allen möglichen Bereichen. Wir spielen auf diversen Biker-Partys und Autotreffen über etablierte Clubs bis hin zu Jugendzentren. Wir kommen, wo man uns sehen möchte, und trinken noch immer mit allen nach der Show ein Bier. Wie schon erwähnt, hat sich unsere Ausdauer über die letzten Jahre einfach ausgezahlt. Wir haben die skandinavische Punk'n'Roll-Welle überlebt und können nun miterleben, wie sich die nächste Generation frei von Berührungsängsten auf unseren Shows einfindet. Hier stehen mittlerweile Anarchopunk-Kids neben Rock-a-bellas und angehenden Sekretärinnen. Ganz normale Boys und Girls treffen auf die üblichen Lokalhelden und Szenegrößen des Undergrounds und keiner hat mehr Angst, dass wir mit frauenfeindlichen Inhalten oder nicht vorhandener politischer Haltung sein Image schädigen könnten. Die Menschen sind in unseren, schwierigen Zeiten wieder ein Stück freier in ihrer Meinung, selbstbewusster und natürlicher geworden. Das ist unser Publikum.

Du hast mit WYLDFYRE auch noch ein Nebenprojekt, das eher klassischer Rockabilly als Arschtritt-Rock ist. Zwei Herzen in einer Brust oder wie?

Schon immer, wenn nicht noch mehr. Ich hatte von 1987 bis 89 eine Neo-Rockabilly-Band namens SPIKE'S ROCKING 4. Anfang der 90er sang ich in einer Rockband namens ELM STREET und von 1994 bis 2000 in der schrägen, deutschsprachigen Avantgarde-Noise-Metal Band LORE. Ich hatte Ende 1991 die Rockabilly- und Psychobilly-Welt hinter mir gelassen, weil auch hier die Szene zu engstirnig und konservativ wurde. Die Leute, die seit den 80ern dabei waren, wurden zu selbstgefällig, zu elitär und schlichtweg zu langweilig. Es gab keine neuen Leute, da keine akzeptiert wurden, und so hielt sich die Szene letztlich selbst klein. Es war Zeit für mich, was anderes zu machen. Als wir dann ab 2000 mit den V8 WANKERS immer öfter auf diversen Festivals mit alten Psycho-Bands zusammen auftraten, dann mit den METEORS tourten, mit DEMENTED ARE GO oder BATMOBILE spielten, kam langsam mein Interesse an dieser Musik wieder zurück. Besonders neuere Bands wie TIGER ARMY, mit denen wir auf Tour gehen sollten, fand ich spannend, da sie gut das Zusammenwachsen der Subkulturen heutzutage widerspiegeln. Irgendwie wurden die V8 WANKERS auch ein Teil dieses Prozesses. Letztlich waren für die Gründung von WYLDFYRE 2006 aber zwei andere Faktoren ausschlaggebend: Gitarrist Sudi von der Münchner Band SIXES AND SEVENS, half und hilft immer noch oft bei V8W aus. Er hatte genau die gleichen musikalischen Interessen wie ich. Also Rock/Metal und Rockabilly/Psychobilly, war also der perfekte Mann für mein Projekt. Als ich dann in meiner neuen Wahlheimat Münster noch den passenden Drummer im gleichen Mietshaus fand, kam die Sache ins Rollen. Drummer Hirzel, der unter anderem früher bei SAMBA trommelte, nahm dann auch die ersten Tracks für uns auf. Mit Basser Tom aus seiner Billy-Truppe TEDDY CONETTI wurde so die erste 7" eingespielt, die Anfang 2007 auf Devils Shitburner rauskam. Zeitgleich mit der letzten V8 WANKERS-CD kam dann am 9.11.07 der erste Longplayer "Can You Say Kool?" auf Rude Records. Ich hoffe, dass ich 2008 endlich auch Zeit finde, mit WYLDFYRE auf Tour zu gehen. Diverse Angebote liegen schon vor.

Und zuletzt: Was steht in deiner Garage?


Mein 70er Olds 442, meine HD Shovelhead, der alte V8 WANKERS-Ford Transit mit Motorschaden, jede Menge leere Kästen Bier.