TURBO A.C.'S

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Seit dem letzten Album ist auch schon wieder über ein Jahr vergangen, das nächste wird noch etwas auf sich warten lassen – da bot es sich an, anlässlich der Deconstruction-Tour ein Treffen mit Kevin Cole von den TURBO ACs zu vereinbaren, um mal nachzuhaken, was bei den New
Yorker Rock’n’Rollern derzeit so geht. Und so
saßen wir nach dem nachmittäglichen Auftritt im sonnigen Park hinter der Düsseldorfer Philipshalle und unterhielten uns.

Was geht ab bei den TURBO ACs?


Im Moment spielen wir die Deconstruction-Tour und das läuft echt sehr gut für uns. Wir hatten nicht erwartet, dass sich viele Leute für uns interessieren, aber es scheint, dass auch viele unserer Fans gekommen sind. Und wir sind über die Jahre halt auch bekannter geworden, das merken wir schon. Die Kids sind auch offener für andere Bands, wie mir scheint, und nicht nur wegen LAG WAGON hier – das überrascht mich.

Nach der Tour spielt ihr ja zum Glück auch noch ein paar Club-Shows.

Zum Glück ja, denn ich selbst würde ja auch niemals zu einer Festival-Show wie Deconstruction oder Warped gehen – und viele unserer Fans eben auch nicht. Nein, ich gehe lieber ins CBGB’s, in kleine Läden eben. Vor kurzem haben sich übrigens die CRO-MAGS wieder zusammen gefunden – unter dem Namen STREET JUSTICE, mit John Joseph am Gesang, und die spielen jetzt auch wieder im CBGB’s. Das ist so was von old school, das ist echt hart, wenn du nach so einer Show aus dem Laden kommst und feststellst, dass du dich im Jahr 2002 befindest.

Und wie läuft es für euch in eurer Heimatstadt?

Immer besser! Seit dem Album auf Nitro sind viel mehr Leute auf uns aufmerksam geworden, das hat uns viel geholfen. Vor Europa waren wir mit FLOGGING MOLLY an der Eastcoast unterwegs, das hat auch was gebracht, denn die sind derzeit sehr beliebt, und so läuft’s echt gut für uns. FLOGGING MOLLY sind übrigens ein echter Tip für alle, die die POGUES mögen – die sind richtig gut.

Beim letzten Interview war die Platte auf Nitro gerade raus, jetzt ist ein Jahr vergangen: Was hat sich für euch verändert?

Nitro haben geholfen, uns ein gutes Stück bekannter zu machen. Die sind ein recht großes Label, die haben im Gegensatz zu vielen kleineren Labels die Möglichkeiten, dafür zu sorgen, dass deine Platte überall in den Läden steht. Der Nachteil an Nitro ist hingegen, dass die nicht so recht checken, wie wichtig Europa ist und was hier so abgeht. Dafür haben wir aber die Vinylversion des letzten Albums in Deutschland auf Bitzcore rausgebracht, das wiegt das wieder etwas auf.

Wie sieht’s mit einem neuen Album aus?

Wir haben da vor der Tour dran gearbeitet und werden uns gleich nach der Rückkehr in die USA wieder damit beschäftigen. Eventuell wird Blag Dahlia von den DWARVES die Scheibe produzieren, und er hat auch Kontakte zu jeder Menge anderer Leute, die gute Studios betreiben und so weiter. Wir haben ihm schon mal ein Demo geschickt, er war begeistert, rief mich an und hatte jede Menge guter Ideen – also mal sehen, was daraus wird.

Hast du schon eine Idee, in welche Richtung euch das neue Album führen wird?

Also klar ist, dass die neuen Platte so ‘groß’ wie nur möglich klingen soll – und nein, im Gegensatz zu ‘Come Clean’ von den DWARVES wird es bei uns keine Techno-Parts geben. Und wir werden das Album auf keinen Fall überproduzieren, denn das ist keine Leistung, sondern heißt, dass man nicht wusste, wie man es richtig macht. Wir als Punkrocker wissen ja sowieso, dass ein gutes Album nicht unbedingt soundmäßig irgendwelchen normalen Rockstandards entsprechen muss. ‘Ass Cobra’ von TURBONEGRO ist ein großartiges Album, klingt aber eigentlich Scheiße.

Bei eurer Show eben fiel mir auf, dass euer Sound auf so einer großen Bühne ganz anders rüberkommt als in einem kleinen Club: deine Surf-Gitarre stach heute sehr stark heraus mit ihrem klaren Sound, und im Gegensatz zu den anderen Bands habt ihr sehr aufgeräumt und sparsam geklungen, nicht dieser „Wall of sound“.

So sind wir eben, haha. Wir machen diesen Sound ja immer, aber in einem kleinen Club konzentriert sich die Energie eben viel mehr, da ist das explosiver und deshalb bevorzugen wir auch kleine Läden. Auf der großen Bühne kann sich der Sound dagegen mehr ausbreiten. Außerdem haben wir den Vorteil, dass wir nur zu dritt sind, das macht dem Mischer die Arbeit leicht. Steht dagegen eine Band mit drei Gitarren auf der Bühne, geht gerade bei so einer Festival-Tour schnell mal der Sound in die Hose.

Um noch mal auf das kommende Album zu sprechen zu kommen: Ist da schon eine Richtung zu erkennen?

Ich bin mit ‘Fuel For Life’ zufrieden, von daher wird es wohl recht ähnlich ausfallen. Das ist für mich der richtige Weg. Wir haben auch diesmal mit Roger Miret von AGNOSTIC FRONT gesprochen wegen des Produzentenjobs, aber er ist immer sehr beschäftigt, derzeit mit seinem Solo-Projekt. Und dann hatte sich Billy Milano angeboten, uns zu produzieren, aber wir haben ihm ganz vorsichtig zu verstehen geben, dass er wohl nicht der richtige Mann für den Job gewesen wäre. Er hat uns bis vor einer Weile ja auch gemanaget, aber dann den Job abgegeben, weil er sich lieber mit dem Produzieren von Metal-Bands beschäftigt. Ich mag ihn, er ist ein netter Kerl, unglaublich witzig. Jetzt managen wir uns wieder selbst, Mike, der andere Kevin und ich.

Und wann wird das Album voraussichtlich erscheinen?

Im späten Herbst, denke ich. Du wirst der erste sein, dem ich das genau Datum mitteile, haha.

Was machst du sonst noch?

Hehe, das wirst du kaum glauben: Ich spiele solo Surfinstrumentals nur auf der Gitarre – und zwar Coverversionen von TURBONEGRO-Songs! Demnächst wird eine Single mit zwei Songs auf Bitzcore erscheinen, eine Kombination aus ‘Zillion Dollar Sadist’ und ‘Million Dollar Weekend’ von den VENTURES – mal sehen, was in der Richtung noch erscheint, aber ich habe schon diverse Surf-Versionen von Heavy Metal-Klassikern im Programm...

Kevin, ich danke dir für das Interview.