DIE STRAFE

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Her mit den Millionen!

Borussia Mönchengladbach ist aufgestiegen und DIE STRAFE ist wieder da. Manche Wünsche gehen doch in Erfüllung. Ox-Schreiber Thorsten Wilms schnappte sich die komplette Band zum Interview, versuchte intelligente Fragen zu stellen und fühlte sich trotzdem nicht immer Ernst genommen ...


Zehn Jahre kein Album und generell wenige Konzerte. Was habt ihr getrieben in der Zeit? Hatten andere Dinge Priorität?

Torsten: "Jein". Ich finde, das war so eine Mischung aus anderen Prioritäten, Faulheit und der Tatsache, dass ich wenig in Gladbach war.

Kai: Faulheit, ganz sicher ...

In der Dekade hat sich in der Musik viel getan. Scheinbar hat euch das in keinster Weise beeinflusst. Ist alles so an euch vorbeigegangen oder gab es Bands oder Sounds, die vielleicht doch unterschwellig mit in das neue Album hineinspielten?

Kai: Alles an uns vorbeigegangen. Wir sind weiterentwicklungsresistent.

Budde: Besser geht's halt nicht.

Torsten: Nee, mal im Ernst, mein Musikgeschmack hat sich in den letzten zehn Jahren wenig verändert.

Budde: Hm, ich glaube nicht, dass ich das bei mir an irgendetwas festmachen kann. Ich glaube aber, dass viele Dinge, die ich gehört habe, unterschwellig mit in das Liederschreiben einfließen.

Kai: Wir haben halt den typischen STRAFE-Sound. Der ist so geblieben, wie er war.

Hattet ihr Angst, ob die Leute euch noch kennen? Auch die Punk-Szene ist schnelllebiger geworden ...

Kai: Die Jungen kennen uns, glaube ich, größtenteils nicht mehr.

Torsten: Angst hatte ich nicht, damit gerechnet schon.

Budde: Da habe ich mir, ehrlich gesagt, keine Gedanken drüber gemacht. Das ist jetzt nicht überheblich gemeint, sondern ich hatte einfach das Gefühl, dass diese zehn Jahre wie im Fluge vorbeigegangen sind. Schlimm genug, nicht wahr?

Kai: Vielleicht kommt das ja jetzt mit der dritten Platte wieder.

Ihr widersetzt euch ja auch konsequent moderner Studiotechnik und euer Sound klingt trashig wie immer. Steht da ein bestimmtes Konzept hinter?

Kai: Wir klingen halt so.

Torsten: Keine moderne Studiotechnik? Lass das nicht Bolle hören.

Budde: Im Vergleich zu den alten Platten ist diese Aufnahme ein Superlativ, weil auch neue Techniken miteingeflossen sind.

Torsten: Was glaubst du, wie schwierig das war, dass man das nicht hört.

Kai: Das ist halt unser Sound, das hat mit der Technik, glaube ich, nichts zu tun.

Ich hätte nach zehn Jahren auf eine Verbesserung am Drumkit gehofft. Warum gehört das Holpern so unbedingt zu DIE STRAFE?

Budde: Das passiert halt, wenn man sich alles selber beibringt und damit drei Platten rausbringt.

Kai: Dazu müssten wir einen neuen Schlagzeuger engagieren und das geht nicht ...

Budde: ... weil wir es nicht bezahlen können ...

Kai: Nein, weil wir drei Freunde sind und seit 16 Jahren in derselben Besetzung spielen und das wollen wir auch nicht ändern.

Was ist an Erfolg so verkehrt, dass ihr euch scheinbar vehement dagegen wehrt?

Kai: Was? Tun wir doch gar nicht!

Budde: Ich weiß auch nicht. Heute ist es irgendwie "in", mit aller Macht berühmt zu werden. Mir reicht schon berüchtigt.

Torsten: Ich finde auch nicht, dass wir uns vehement wehren, aber wir forcieren es halt auch nicht.

Budde: Wie wir am Niederrhein sagen: Wat kütt, dat kütt.

Es ist ja nicht zu leugnen, dass auch einige Deathrock- oder Goth-Fans DIE STRAFE hören, genau wie zum Beispiel FLIEHENDE STÜRME. Wie ist eure Affinität zum Gothic?

Kai: Ich bin, glaube ich, der Einzige, der eine Affinität dazu hat, was auch immer eine Affinität ist. Ich höre halt auch solche Musik.

Ihr, glaube ich, nicht so, ne?

Torsten: Ich finde manche Songs aus dem Genre ganz gut, aber ich stehe mehr auf Schrammelgitarre.

Immer wieder liest man - natürlich nicht ohne Grund - den Namen EA80 im Zusammenhang mit DIE STRAFE. Nervt es auf Dauer, immer verglichen zu werden und von manchen eine eigene Identität abgesprochen zu bekommen?

Kai: Ich finde nicht, dass wir so sehr nach EA80 klingen, und EA80 findet das meines Wissens nach auch nicht.

Torsten: Und wer die neue Platte hört, merkt das auch.

Budde: Wenn andere das als einen Makel empfinden, dann können wir das auch in Zukunft nicht ändern. Du wirst nicht der Letzte sein, der diese Frage stellt.

Torsten: Anscheinend brauchen manche Leute ihre Schublade und da ist es mir lieber, mit EA80 in einer zu liegen als mit irgendeiner Kackband.

Der Humor in euren Texten wirkt wie ein Widerspruch zum sonstigen Bandkonzept, dass ja eher düster gehalten ist. Ist das eure Art von "Comic-Relief"? Also wie die lustigen Momente in einem Horrorfilm, die danach den Grusel noch intensiver machen?

Torsten: Du stellst ja Fragen!

Budde: Jetzt, wo du's sagst.

Kai: Stimmt, jetzt merk ich's auch.

"Punkmädchen" ist ja ein bezeichnender Song für viele junge Damen, auch aus der Szene, die nur noch topgestylet das Haus verlassen. Es ist sicher nicht nur das Warten, das euch stört, oder?

Torsten: Ja, schwierig. Denn einerseits ist auch dieses Lied natürlich nicht todernst gemeint, andererseits mache ich mich schon etwas darüber lustig, dass manche Leute anscheinend Punk immer mit ganz bestimmten Äußerlichkeiten verbinden und anderen, die nicht so aussehen, das Punksein absprechen. Obwohl, diese Sache mit den Äußerlichkeiten kannst du eigentlich auf jede Szene anwenden, nicht nur bei Punks.

Budde: Das wollte ich auch gerade sagen.

Kai: Ich nicht.

Torsten: Und außerdem nervt das Warten wirklich.

Budde: Ähm ... ich brauche manchmal länger als meine Freundin.

Torsten: Das Lied ist ja auch über dich.

Neben Fußball, EA80 und DIE STRAFE kennt man kaum etwas aus Mönchengladbach. Würdigt die Stadt eure Arbeit für das Image von MG mit besonderen Geschenken oder Zugeständnissen?

Kai: Wir kriegen jedes Jahr vom Oberbürgermeister einen großen Blumenstrauß für unsere Verdienste für die Stadt.

Torsten: Genau. Vielleicht ist das aber auch Bestechung, damit wir uns endlich auflösen.

[b]Mal im Ernst, gibt es eine Punk-Szene in MG, wenn ja, was passiert da, wie sieht die aus?

Kai: Au weia.

Budde: Öh ...

Torsten: Zumindest sitzen jetzt wieder wie vor 20 Jahren ... ups, bin ich schon so alt ... Punks auf der Treppe vom alten Stadttheater.

Kai: Und die kennen alle DIE STRAFE nicht.

Budde: Ich kenne uns ja selber nicht.

Kai: Nicht? Hallo ich bin Kai!

Torsten: Ich heiße Torsten.

Budde: Ja, hallo zusammen, ich bin Budde und zusammen sind wir ...

Alle: DIE STRAFE!