ZWEI HIMMLISCHE TÖCHTER

Man darf sich sicher über die Güte der von Michael Pfleghar geschaffenen Produktionen streiten, allerdings gibt es wenig daran zu rütteln, dass der Regisseur der Fernsehlandschaft in den Siebzigern wichtige Impulse gab, die heute mal wieder bitter nötig wären.

Zu seinen Großtaten gehört dabei vor allem die Comedy-Fernsehserie „Klimbim“ (natürlich mal wieder von einem amerikanischen Format beeinflusst), die er in den Jahren 1973 bis 1979 auf das deutsche Publikum losließ, und die eine für die damalige Zeit recht einmalige Form von provokantem Nonsens lieferte.

Und 1975 gab’s dafür sogar einen Grimme-Preis für Pfleghar. Inzwischen spricht man allerdings eher von einem Klimbim-Fluch, denn nach Pfleghars Selbstmord im Jahr 1991 ereilten die meisten Hauptdarsteller der Serie herbe Schicksalsschläge: Regisseur Tom Pröve starb 2004 an Hirnschlag, Elisabeth Volkmann (Marge Simpsons Synchronstimme) lag 2006 drei Tage tot in ihrer Wohnung, Peer Augustinski erlitt einen Schlaganfall, Klaus Dahlen starb 2006 an Herzversagen und Horst Jüssen 2008 an Krebs.

Und Ingrid Steeger lebt inzwischen von Hartz IV. Scheinbar ist da tatsächlich was dran, denn Iris Berben war bisher eine halbwegs sorgenfreie Karriere beschieden, die an der Seite von Ingrid Steeger in der Pfleghar-Produktion ZWEI HIMMLISCHE TÖCHTER zu sehen ist, aber nicht zum Klimbim-Ensemble gehörte.

ZWEI HIMMLISCHE TÖCHTER entstand noch zu Zeiten von „Klimbim“ und gilt deshalb aufgrund des zum Teil deckungsgleichen Personals als Spin-off, lässt sich aber aufgrund der insgesamt sechs abgeschlossenen, mit durchgängiger Handlung versehenen, einstündigen Episoden nur bedingt damit vergleichen.

Was beiden Formaten gemein ist, ist der tiefergelegte Humor der Serie, der zum großen Teil aus oft schmerzhaften Blödeleien besteht. Müsste ich aber wählen zwischen den zahlreichen gerade angesagten unerträglichen Comedians und ZWEI HIMMLISCHE TÖCHTER, bräuchte ich nicht lange zu überlegen, wem ich den Vorzug gebe.Die Basis für alle Episoden liefern dabei die unbeholfenen Versuche der beiden ehemaligen Nachtclubtänzerinnen Kiki (Steeger) und Chantal (Berben), mit einer Fluglinie Geld zu verdienen, zu deren Inventar eine altersschwache Ju 52 gehört, zuletzt 1952 gebaut, geflogen vom dicken Koch Tino (Dahlen), dessen italienische Mama ein Flughafenrestaurant betreibt.

Der durchgängige Running Gag sind dabei die Starts und Landungen von Tino, der dabei die beiden von Dieter Hildebrandt und Heinz „Ekel Alfred“ Schubert gespielten Fluglotsen regelmäßig an den Rand des Nervenzusammenbruchs bringt und den Glaser reich macht.

Klar ist natürlich auch, dass Frau Steeger mal wieder die naive Blondine spielen muss, zusätzlich gesegnet mit einem schweren Sehfehler – eine Brille setzt sie nur im absoluten Notfall auf –, die permanent ihre Möpse in die Kamera hält, ein Rollenklischee, von dem sie nie richtig losgekommen ist, während Frau Berben die smarte Brünette gibt.

Und selbst wenn der Humor der Serie möglicherweise nicht gut gealtert ist, bereitet einem der liebevolle Umgang mit bestimmten Genres immer noch viel Freude. Vor allem die Episode „Ein Sarg nach Leech“, die mit Horror- und Krimi-Klischees spielt und die man als Hommage an die alten deutschen Edgar-Wallace-Verfilmungen ansehen könnte.

Ebenfalls sehr schön ist „Ein Cowboy nach Spanien“, wo man sich über die damals noch halbwegs populären Italowestern lustig machte, oder auch „Eine Prinzessin nach Hoftenstein“, in der die Steeger sogar in einer Doppelrolle glänzt.

Hinzu kommt eine wirklich imposante Liste von Stargästen, und so tauchen hier neben dem Klimbim-Personal in Gestalt von Volkmann, Augustinski, Jüssen und Wichard von Roell noch Theo Lingen, Ferdy Mayne, Eddie Constantine, Dunja Rajter, Anton Diffring, Ivan Rebroff und Barbara Valentin auf, die jeder Episode einen ganz eigenen Flair verpassen.

2005 hatten e-m-s/Anolis die Serie bereits auf drei Discs veröffentlicht, die Neuauflage kommt mit zwei Discs aus und ist dadurch preislich natürlich etwas günstiger.