Der italienische Journalist Roberto Saviano erlangte 2006 durch seine dokumentarische Studie „Gomorrha“ Weltruhm, in der er sich mit den Strukturen der Camorra auseinandersetzte, der ältesten und größten kriminellen Organisation Italiens. Sehr zum Unmut der Mafiosi, die diese Publicity gar nicht schätzten, und so steht Saviano seitdem unter Polizeischutz. Das hinderte ihn aber nicht daran, sich in weiteren Büchern mit dem Thema der organisierten Kriminalität zu beschäftigen, wie 2013 in der Reportage „Zero Zero Zero: Wie Kokain die Welt beherrscht“, in der Saviano auf seine spezielle literarische Art die weltweite Vernetzung des Kokainhandels aufdeckt und dessen immense wirtschaftliche Bedeutung. An sich sind Savianos Reportagen nicht unbedingt geeignet, um daraus fiktive Spielfilme zu machen, dennoch entstand 2008 eine Verfilmung von „Gomorrha“, 2014 gefolgt von einer Fernsehserie. An der Serie war Saviano ebenso beteiligt wie Stefano Sollima als Regisseur und Produzent. Sollima versuchte sich jetzt auch an einer Serien-Adaption von Savianos Buch „Zero Zero Zero“. Im Mittelpunkt steht dabei die Reeder-Familie Lynwood aus New Orleans, die für den Transport einer großen Sendung Kokain von Mexiko nach Italien verantwortlich ist, während in Italien ein mächtiger Mafioso im Rentenalter gegen die Machenschaften seines eigenen Enkels zu kämpfen hat – nicht die einzigen Widrigkeiten, die den Transport des Kokains gefährden. Die extrem spannende und visuell beeindruckende Mini-Serie (die Musik stammt von MOGWAI), in der es keine positiven Identifikationsangebote für den Zuschauer gibt, denn letztendlich geht es durchweg um unmoralische Kriminelle, erinnert dabei an die thematisch vergleichbare, großartige britische Serie „Traffik“ von 1989, aus der Steven Soderbergh 2000 einen ebenfalls sehr guten Kinofilm namens „Traffic“ machte, gefolgt 2004 von einer weiteren Miniserie.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #150 Juni/Juli 2020 und Thomas Kerpen