Zu welchen Abgründen der so genannte Deutschpunk heutzutage fähig ist, beweist die Band MORGENTOT auf ihrer dritten CD: Der FEHLFARBEN-Klassiker "Grauschleier" wird zu einer fürchterlichen Mixtur aus "Gothic"-Gesang, metallischen Gitarren und hardrockiger Produktion versuppt.
Das ist keine Verneigung vor den Klassikern, das ist keine Anlehnung an eine Platte, die als einer der Anfänge von Deutschpunk gelten kann, das ist eine Vergewaltigung! Fairerweise muss ich konstatieren, dass die Band mit diesem Stück ihr eigenes Niveau problemlos hält: Der Sänger quetscht mit seiner Stimme irgendwo zwischen den BÖHSEN ONKELZ und Grönemeyer herum, dazu kommt ein komplett metallischer Sound.
Laut Info erzählt die Band "mit bittersüßen Melodien Geschichten aus den manchmal recht dunklen Abgründen der Seele" ... Ich bin sicher, dass es viele Leute gibt, die auf diese Mischung aus Metal, Gothic, pathetisch-übertriebenen Texten und ein bisschen Punk-Gerocke abfahren.
Mit ihren Instrumenten umgehen kann die Band auf jeden Fall, und die Produktion der CD ist professionell und wirklich auf hohem Niveau - hier gibt es nichts zu meckern. Für mich hat's so wenig mit Punk zu tun, wie die neue CD irgendwelcher Dorf-Metaller, die ja meist auch gut muckern können.
(01/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #29 IV 1997 und Torsten Felter
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #64 Februar/März 2006 und Klaus N. Frick