YOUR MOMMY KILLS ANIMALS

„Your Mommy Kills Animals" ist ein Film über radikale Tierschützer in den USA, und mein erster Eindruck war, dass da jemand eine Doku gedreht hat über Leute, die das FBI, dem man selbst nicht trauen kann, als „No.

1 domestic terrorism threat" bezeichnet, die der Filmemacher selbst aber eigentlich ganz sympathisch findet, wie ihr Anliegen auch. Es geht um die Tierversuchsindustrie der USA, um das dort übliche (und angeblich von PETA unterstützte) Vorgehen von US-Tierheimen, Katzen, Hunde etc.

anders als in Deutschland nicht durchzufüttern, sondern „gnädigerweise" zu töten, und vor allem um die „SHAC 7", eine Gruppe von Tierrechtsaktivisten, die der Gruppe „Stop Huntingdon Animal Cruelty USA", kurz SHAC angehören, die in den USA und in Europa gegen den Tierlaborkonzern Huntingdon Life Sciences (HLS) vorgeht.

Dabei sind bzw. waren beide Seiten in der Wahl der Mittel nicht zimperlich, wie man dem Film entnehmen kann: sowohl rechtlich wie propagandistisch wird und wurde da ordentlich aufeinander eingehauen, und als heftigstes Mittel setzten die Tierrechtsaktivisten ein, gegen die Entscheider von HLS auch in deren privatem Umfeld mit Demos und hart an die Grenze körperlicher Gewalt gehenden Aktionen vorzugehen.

Dafür wiederum mussten sich die „SHAC 7" vor Gericht verantworten, wurden zu drastischen Geld- und Gefängnisstrafen verurteilt. Diesen Themenkomplex arbeitet Curt Johnson ab, für ein wirkliches Verständnis des im Film Gesehenen ist aber unbedingt eigene Recherche im Vorfeld und in der Nachbereitung nötig, sonst blickt man wirklich nur als Tierrechtsszene-Insider durch.

Und wer schon bei den Filmen von Michael Moore, dessen lautere Motive ich gar nicht in Frage stellen will, Bauchschmerzen bekommt, weil hier und da doch so das ein oder andere Detail der Dramaturgie entsprechend „hingebogen" wird, der sollte auch diese Doku mit Vorsicht genießen.

Curt Johnson, der als Produzent am Moore-kritischen Film „Michael Moore hates America" beteiligt war, hat sich bei dem ganz gut abgeschaut, wie man einen in journalistisch-handwerklicher Hinsicht mindestens fragwürdigen Dokumentar-Film dreht.

Warum aber drehte den Film mit Johnson jemand, der zuvor an einem Moore-kritischen Film mit konservativem Background beteiligt war? Ist die in der Doku geschmähte Organsiation PETA „böse", weil sie trotz anfänglicher Interviewzusage dann doch nicht für Johnson zu sprechen war, oder hatten die gute Gründe, sich dem Herrn zu verweigern? Warum ließ sich Johnson mit dem übel beleumdeten Industrie-Lobbyisten Richard Berman ein, der erst $300.000 in diesen Film investierte, mit dem Johnson dann aber wie mit seiner Co-Filmemacherin Maura Flynn im Streit und nach Gerichtsprozessen auseinander ging? Warum hatte er überhaupt vor, einen Anti-PETA-Film zu drehen? Geht es in dem Film also gar nicht um eine (nötige) sachliche Auseinandersetzung mit den Mitteln, die im Kampf für Tierrechte eingesetzt werden sollen und können? Mein Eindruck von den SHAC 7-Leuten war nämlich kein wirklich positiver: Unangenehme Fanatiker, die nicht gerade Sympathiepunkte sammeln können.

Sollte dieser Eindruck entstehen? Der Film lässt letztlich mehr Fragen offen, als er beantworten kann, man weiß nicht so recht, wer hier wen worüber zu (des-)informieren versucht, und mir scheint, der deutsche Vertrieb Mindjazz Pictures hat diesen Konflikt nicht durchschaut.

Zudem ist Mindjazz auch für die teils schlechten Untertitel zuständig: Warum lässt man so einen Job nicht jemand erledigen, der sich mit Sprache wie Thematik auskennt? Alles in allem also eine zwar unbefriedigende, mit Einschränkungen aber sehenswerte Doku für in Sachen Tierrechten bereits hinlänglich vorgebildete Menschen.