Wer glaubt, instrumentaler Post-Rock sei eine langatmige Angelegenheit, soll sich eines Besseren belehrt sehen. Da reicht schon ein Blick auf die Spielzeit dieses zehn Stücke umfassenden Longplayers. Hier sind Hektiker aus Überzeugung unterwegs, mit melodramatischem Songaufbau und ausgelutschtem Laut-Leise-Spiel halten sich die vier Jungs aus Leeds gar nicht erst auf.
„Medium Bastard“ ist wohl das erste Post-Rock-Album (oder das zweite, das Debüt erschien bereits 2007), das man auch mal so nebenbei hören kann, und das ist gar nicht negativ gemeint. Verpassen kann man praktisch nichts, denn YOU SLUT! erfinden quasi jeden Song fünfmal neu, während sie ihn spielen.
Man kann an jeder Stelle des Albums einsteigen und sich mitreißen lassen von den griffigen Melodien und dynamischen Tempowechseln. Die ruhigen Parts kann man fast als Ambient bezeichnen, freilich ohne dass hier elektronische Hilfsmittel eingesetzt werden.
Nein, YOU SLUT! sind ein klassisches Set-up aus Gitarre, Schlagzeug, Bass und noch mehr Gitarre, das verdammt viel drauf hat, ohne es einem unter die Nase reiben zu müssen. Fluffig entspannt geht es auf „Medium Bastard“ zu und allzu oft wird drauflos geschmettert, bis die Sicherungen durchbrennen.
Coole Scheibe und eine Bereicherung, wenn nicht gar Neubelebung des Genres.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #105 Dezember 2012/Januar 2013 und Ingo Rothkehl
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #102 Juni/Juli 2012 und Ingo Rothkehl