"The twisted spirit of frenzied post-punk-freak disco ... both danceable and utterly, thrillingingly terrifying", titelt der NME und wirklich, "Lose All Time" ist eine Punktlandung. Zunächst sind Bandname und Artwork in Gestalt des Bandlogos unbedingt geeignet, Sympathien zu erzeugen, dass dann auch noch das musikalische Gesamtkonzept Euphorie stiftet, ist ein wenig beängstigend.
Die Band aus Vancouver versteht es auf brillante Art melodiöse Post-Punk- und New Wave-Gitarren im Geiste von SIOUXSIE AND THE BANSHEES und X-RAY SPEX mit der emotionalen Direktheit von THE KILLS und THE GOSSIP nonchalant zu einer stimmigen Melange zu verschmelzen.
Die charismatische Sängerin Becky Ninkovic, bereits jetzt Anwärterin für den Best Female Singer Award 2007 (stimmlich nahe an Karen O von den YEAH YEAH YEAHS), bekommt den Spannungsbogen zwischen rotzigen und tanzbaren Songs bis zur erschütternd tiefen Ballade derart gekonnt hin, dass "Lose All Time" über die gesamte Distanz als großes Kino qualifiziert werden kann.
Einige Stücke glänzen durch eine zappelige Orgel und lassen in Verbindung mit dem Backgroundgesang der Bandkollegin ein schönes Sixties Garage-Feeling aufkommen. Beim Song "Like I give a care" wird man auf die Tanzfläche geworfen, um den B-52's den Garaus zu machen: ein waviges "Rock Lobster"-Monster par excellence.
Dem Chorus "Shout it out" folgt man widerstandslos. "Poison" macht seinem Namen alle Ehre: Retro-Wave-Bass, rotziger Gesang und Rhythmus pur. Live muss man da in der ersten Reihe stehen. Ein Hidden Track in Gestalt einer fragilen und hingebungsvollen Ballade, die einen innerlich auflöst und einknicken lässt, verleiht dem Album einen besonderen Glanz.
Becky Ninkovic ist eine einzigartige Sängerin, die sehr facettenreich aufgestellt ist und den Hörer nicht aus ihrem Bann entlässt. Das Album schafft einen wunderbaren Spagat zwischen Herz und Bauch einerseits und zappeligen Beinen andererseits.
Nicht unerwähnt bleiben sollte, dass der Song "Monster" eine Art INTERPOL-Hookline in Moll in sich birgt. You say party! We say perfect! (58:19) (9)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #68 Oktober/November 2006 und Manuel Möglich
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #73 August/September 2007 und Markus Kolodziej
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #90 Juni/Juli 2010 und Markus Kolodziej