YOU CAN’T SING THE BLUES WHILE DRINKING MILK

Little Annie aka Annie „Anxiety“ Bandez

Beim letzten Zusammentreffen mit Little Annie (anlässlich der Tour mit LARSEN) war die Sängerin übermüdet und verzog sich in den Backstagebereich zurück. Nicht jedoch ohne mein Exemplar ihrer Autobiografie mit einer rührenden Widmung zu versehen und (wie sie das offenbar stets zu tun beliebt) den Abschied endlos zu gestalten.

Anders drei Jahre zuvor, wo ein interessantes Gespräch zum Thema Glaube geführt werden sollte, dies nachdem mich zuvor eine Ansage auf der Bühne doch recht verwirrt hatte. Nun, wer mit Spiritualität nichts zu tun haben möchte, dem sei von der Lektüre dieses Buches abgeraten.

Die Preisungen sind endlos, Gott ist „the true Boss“! Davon mal abgesehen, ist Annies Geschichte starker Tobak, auch wenn – laut Interview im Wire-Magazin – hier bloß die „familienfreundliche Disney-Version“ ihres Lebens erzählt werde.

Annie erhebt keinen Mahnfinger, lässt den Leser aber wissen, dass ein gewisser Lebensstil gewisse Nebenwirkungen haben wird. Und natürlich ist das alles so geschrieben, dass man sich trotzdem wünschte, dabei gewesen zu sein oder wenigstens einen Bruchteil des hier geschilderten wilden Lebens führen zu können.

Wir lesen von der Zeit als Hippiekind in New Yorker Parks und der Begegnung mit Steve Ignorant/CRASS, welche zum Flug nach London und dem Leben im Dial House führte. Punk kommt ziemlich schlecht weg, dafür wird die Adrian Sherwood/ON-U-SOUND-Familie abgefeiert.

Alles, was danach kam – die Hinwendung zu Jazz und Showtunes –, ist sowieso absolut spannend. Die Erzählung endet zum Jahrtausendwechsel, als das „Binge-Drinking“ aufgegeben wurde.