WIR MÜSSEN HIER RAUS

Wolfgang Seidel

Wäre ich nicht großer TON STEINE SCHERBEN-Fan und hätte es nicht Wolfgang Seidel geschrieben, damaliger erster Schlagzeuger besagter Politrock-Band, wäre ich sicher nie auf die Idee gekommen, dieses Buch zu lesen.

Ich gestehe, Krautrock ist für mich das deutsche Pendant zur Hippie-Bewegung. Love & peace, Kiffen, Sex und Musik, die man nur im Rausch spielen, hören und gut finden kann. Ganz so einfach ist es jedoch nicht.

Damals hat die Nachkriegsjugend eine neue Identität gesucht und einige fanden diese musikalisch im Beat und im Jazz. In Deutschland wollte die Jugend mit der Musik auch die Entnazifizierung auf ihre Art und Weise verarbeiten., was den autoritären Wirtschaftswunder-Eltern überhaupt nicht gefiel.

Von den unzähligen Bands dieser Ära nur wenige in Erinnerung geblieben, sie feiern jedoch derzeit in Großbritannien ihr Comeback. Was also passierte ab Mitte der Sechziger Jahre bei denen, die mit den 68ern wenig zu tun haben? Die Kommunen scheiterten am Zwischenmenschlichen und irgendwann wollten doch die meisten Bands mehr dem Kommerz als der Kreativität frönen.

Was innerhalb weniger Jahre im Punkrock möglich war, funktionierte bei den Krautrockbands nicht. Auch wenn die eine oder andere Band Platten veröffentlicht hat, von Erfolg verwöhnt wurde keine.

Während ich das Buch las, hatte ich Gelegenheit, mich mit einigen musikalischen Beispielen vertraut zu machen. Es war eine interessante und bewegte Zeit, aus der ich jedoch kaum etwas im Plattenschrank stehen habe.

„Wir müssen hier raus“ sollte eigentlich dem Punkrock gewidmet sein. Lernen wir aus Geschichte?!