WIGLAF DROSTE

Ich schulde einem Lokführer eine Geburt CD

Schade an der neuen CD von Wiglaf Droste ist allein, dass man als Leser der taz die meisten der 19 Texte, die er hier liest, schon aus seiner freitäglichen Kolumne kennt - oder von einer seiner Leisungen.

Andererseits sind Drostes Abrechnungen, Ausfälle und Analysen immer auch ein zweites oder drittes Mal wert, etwa wenn er sich zu betrunkenen Frauenrunden im Zug äußert, zu Mankells Kommissar Wallander, zur Dummbrotigkeit von Veronica Ferres, zu Jesus, dem alten Rumhänger, oder zu "frisch belegten" Brötchen aus dem Tankstellenshop.

Höchst amüsant, der Mann, einmal mehr, denn Droste sieht die Wunden nicht nur, er weiß auch - der Mann ist ja schließlich begeisterter Koch -, wie viel Salz man dafür braucht. Und immer wieder begeisternd ist, wie subtil Droste selbst dann ist, wenn er - wie etwa bei Veronica Ferres oder Guido Westerwelle - zum direkten Angriff übergeht.

Es ist eben immer ein Vorteil, wenn man viele Worte kennt und in der Lage ist, diese formschön zu verbinden.