WIE SEHR LIEBST DU MICH?

Zugegeben, ich bin mit dem sonstigen Werk Betrand Bliers nicht allzu vertraut, der in den letzten 30 Jahren als Regisseur und Drehbuchautor aktiv war, aber Monica Bellucci ist definitiv immer ein Grund, sich einen Film anzuschauen.

COMBIEN TU M’AIMES? bzw. WIE SEHR LIEBST DU MICH? soll wohl irgendwie provokant sein, so wie er sich des schwierigen Geschlechterverhältnisses zwischen Mann und Frau annimmt, letztendlich ist Bliers Film aber eher eine amüsante Farce mit intellektuellem Anstrich, in die man besser nicht allzu viel hineininterpretieren sollte.

Darin schleppt der unscheinbare, leicht herzkranke Bürohengst François im Pariser Vergnügungsviertel eine Prostituierte (Monica Bellucci) ab und verspricht ihr eine fürstliche Entlohnung, wenn sie mit ihm zusammenlebt, da er dick im Lotto gewonnen habe.

Die italienische Schönheit lässt sich darauf ein und es entwickelt sich ein nicht ganz unproblematisches Verhältnis zwischen den beiden, bedingt durch die eher pragmatische Haltung der Hure und François’ Versuchen, in ihr echte Gefühle für ihn zu erzeugen.

Das ist aber noch nicht alles, denn Blier streut auch noch einige andere skurrile Figuren in die Handlung ein, wie die leicht frustrierte Nachbarin François’, die sich beschwert, dass die beiden zu laut beim Sex wären, was sich zu einer köstlichen Diskussion über gefakete Orgasmen entwickelt, oder François’ Arzt, der aufgrund der Reize der Bellucci selbst einem Herzschlag erliegt.

Und vor allem ein göttlicher Gerard Depardieu als Zuhälter/Geliebter der Bellucci, der hier eine wirklich herrlich schräge Gangster-Parodie abliefert. Schon aufgrund der stilisierten Dialoge des Drehbuchs kommt selten der Eindruck auf, Blier hätte hier ein ernsthaftes Drama im Sinn gehabt – ernstzunehmende erotische Momente gibt es aber aufgrund der Bellucci auf jeden Fall –, und wenn dann gegen Ende alles in einem völlig absurden Opern-haften Spektakel gipfelt, hat man sich auf jeden Fall 90 Minuten bestens unterhalten.

Allzu kleinkarierten Menschen könnte diese leichtfertige, aber nicht dumme und sehr schön gefilmte Männerphantasie allerdings vielleicht etwas zu weit gehen, die in für einen französischen Film recht trashiger Form melancholische mit schwarzhumorigen Momenten mischt, was schon nicht mehr in die Kategorie tragikkomisch fällt, und ein reichlich schräges Frauenbild vermittelt, womit er an dieser Stelle wärmstens empfohlen sei.

Frankreich 1999, e-m-s

Mehr eine skurrile Ausgrabung als ein wirklich guter Film ist Philippe Bérengers MÉDITERRANÉES, der bei uns UNRULY - OHNE JEDE REGEL heißt und in gewisser Weise meinen Satz von weiter oben widerlegt, dass Monica Bellucci definitiv immer ein Grund sei, sich einen Film anzuschauen, denn die agiert ziemlich blass.

Vincent Cassel spielt hier einen kleinen Gangster, der nach einigen Jahren Knast in seine Heimatstadt zurückkehrt, wo sein Bruder mittlerweile mit seiner früheren Freundin (die Bellucci in einer Maria Magdalena-Vorstufe) liiert ist und sein bester Freund der Gangsterboss der Gegend geworden ist.

Ein ziemliches Durcheinander von Film und eine vermeintlich gesellschaftskritische Milieustudie mit Gangsterfilm-Elementen, wo Cassel ständig mit Bruder und Freund aneinander gerät, was in Mord und Totschlag endet, aber letztendlich nicht viel Sinn ergibt.

Insofern kein Wunder, dass dieser Film bisher in irgendwelchen Archiven verstaubte, der trotz seiner doch eher harmlosen Gewaltszenen auch noch albernerweise das Siegel „keine Jugendfreigabe“ von der FSK erhielt.

Dass man nicht vorzeitig abschaltet, hängt sicher mit der durchaus kraftvollen Performance von Cassel zusammen, der ja schon vorher in DOBERMANN, L’APPARTEMENT oder LA HAINE seine schauspielerischen Qualitäten zeigen konnte, aber auch diesen, eher billig inszenierten Film mit seinem bescheuerten Showdown nicht retten kann, bei dem man leider zu der Einschätzung kommt, dass die darin investierte Zeit völlig verschenkt war.