Ja klar ist der Mann ein Guter, er war schließlich der Kopf der mächtigen REPLACEMENTS, deren erste drei Platten doch epochale Werke des angepunkten US-amerikanischen Gitarrenrocks sind. Seite geraumer Zeit hat sich Westerberg aber in sein Haus in Minnesota verkrochen, spielte kaum mal live und mit Veröffentlichungen war auch nichts - Kind auf der einen Seite, womöglich aber auch ein bisschen Verbitterung, dass Mitstreiter von damals wie SOUL ASYLUM und R.E.M.
es mit ganz ähnlicher Ausgangsbasis zum Durchbruch schafften. In seinem Keller hat sich Paul also ein Studio eingerichtet und quasi im Alleingang dieses Doppel-Album eingespielt - auf der einen CD die ruhigen Songs, meist nur Gesang und Gitarre, auf der anderen die eher rockenden Tunes.
In Zeiten, da jeder in die Mid-Twenties-Krise geratene Ex-Emo-Popper ein Solo-Album machen darf, auf dem er dann seine Boy Scouts-Wandergitarre auspackt und nur noch mehr jammert, weiss man einen soliden Handwerker - sowohl was Ausführung wie Songwriting anbelangt - vom Schlage Westerberg natürlich zu schätzen.
Doch mehr als ein schönes, aber auch nicht wirklich herausragendes Spätwerk ist "Stereo" dann nicht geworden: Durchschnitt auf hohem Niveau, der REPLACEMENTS-Fan aber sicher nicht enttäuschen wird - und weniger schwierig ist als das an anderer Stelle besprochene neue Album von Bob Mould.
Keep on rockin'...