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WER DIE NACHTIGALL STÖRT

Der 1960 erschienene Roman „Wer die Nachtigall stört“ („To Kill a Mockingbird“) der US-Autorin Harper Lee gilt nicht nur in ihrem Heimatland als Klassiker der modernen Literatur, für den sie ein Jahr später mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde. 1962 adaptierte Robert Mulligan das Buch mit Gregory Peck in der Hauptrolle und einem schönen Score von Elmer Bernstein fürs Kino. Die damalige Begeisterung für ein derart mutiges Buch und einen Film über das Thema Rassismus (wahrscheinlich für viele Produzenten das berühmte heiße Eisen) ist rückblickend durchaus nicht selbstverständlich, wenn man bedenkt, dass erst im Jahr 1964 der Civil Rights Act die Diskriminierung aufgrund von Rasse, Hautfarbe, Religion, Geschlecht oder nationaler Herkunft verbot, wodurch der alltägliche Rassismus natürlich nicht einfach verschwand. Der oscarprämierte „Wer die Nachtigall stört“ wurde zum 60-jährigen Jubiläum jetzt als DVD, Blu-ray und 4K Ultra HD-Disc mit neuem Bonusmaterial neu aufgelegt, und ich muss gestehen, dass ich den Film jetzt zum ersten Mal angeschaut habe. Eine akkurate Übersetzung des Titels wäre „Eine Spottdrossel töten“ ­– ein besonders in den Südstaaten der USA verbreiterter Singvogel –, als schöne Metapher dafür, wie Rassenhass und Vorurteile die vermeintliche Idylle einer Stadt und ihrer Bewohner zerstören. Denn der verwitwete Anwalt Atticus Finch, der mit seinen beiden Kindern Jem und Scout in den 1930er Jahren in einer fiktiven amerikanischen Südstaaten-Kleinstadt lebt, soll einen schwarzen Arbeiter vor Gericht verteidigen, der eine Weiße vergewaltigt haben soll, wodurch er den Hass der Kleinstadtbewohner auf sich zieht. Dabei ist „Wer die Nachtigall stört“ vor allem aber eine sensible, bewegende und warmherzige Coming-of-Age-Geschichte, die aus der Sicht der Anwalts-Kinder geschildert wird, die die Welt der Erwachsenen oft wie ein makaberes Schauermärchen erleben.