Anthony Hickoxs Regiedebüt WAXWORK hieß bei uns eigentlich REISE ZURÜCK IN DER ZEIT und war, wie so viele Video-Releases dieser Zeit, trotz „FSK 18“ erheblich geschnitten. Wie im Fall von BLOOD DINER existierte bereits eine ungeprüfte DVD von Dragon, inzwischen ist aber auch eine vollständige, offizielle „ab 16“-DVD erhältlich.
Der Brite Anthony Hickox ist übrigens der Sohn von Douglas Hickox, der mit THEATER OF BLOOD einen der herrlichsten Filme mit Vincent Price gedreht hatte. Der Sohnemann ist dementsprechend auch nicht völlig untalentiert, dümpelt aber eher im B-Lager dahin.
Zumindest gelang ihm immer wieder recht unterhaltsame Genre-Ware wie etwa WARLOCK: THE ARMAGEDDON. WAXWORK könnte man als einen seinen besten Filme bezeichnen, eine Hommage an HOUSE OF WAX und MYSTERY OF THE WAX MUSEUM, ein Crossover aus angesagtem Splatter- und Teenagerfilm mit Referenzen an die klassischen Leinwand-Monster und ebenfalls sehr deutlichen komödiantischen Momenten.
Ein Horrorfilm in bester Grand-Guignol-Tradition also. Darin stoßen sechs Schulfreunde, typische nervige 80er Jahre Teenager, darunter Zach Galligan (GREMLINS), Deborah Foreman (VALLEY GIRL) und Dana Ashbrook (der Bobby Briggs aus TWIN PEAKS) auf ein seltsames Wachsfigurenkabinett, betrieben von David Warner (THE OMEN, STRAW DOGS), der einen diabolischen Plan damit verfolgt.
Resultierte der Horror in den klassischen Wachsfigurenkabinett-Filmen aus der Tatsache, dass unter dem Wachs ermordete Menschen steckten, besitzen die wächsernen Horror-Szenarien in WAXWORK die unangenehme Angewohnheit, allzu neugierige Menschen in für sie tödliche Parallelwelten zu transportieren, wo sie mit Zombies, Vampiren, Werwölfen und anderen bekannten Monstern konfrontiert werden.
Das hat Hickox sehr atmosphärisch und blutig mit durchweg guten Effekten umgesetzt. Er zitiert dabei so ziemlich alles, von Hammer bis Argento, wodurch sein Film fast zu einer Horror-Anthologie wird.
Ein bisschen zu viel des Guten ist dann allerdings der turbulente, nicht ganz passende Wildwest-Showdown im Wachsfigurenkabinett, der zumindest keinem Geringeren als Patrick „Mrs. Peel, we’re needed“ Macnee einen markanten Gastauftritt verschafft.
Ein auf seine Art angenehm origineller Film, der damals in den Staaten im Kino ziemlich unterging, aber auf VHS und DVD über die Jahre einen gewissen Kultstatus erlangen konnte. Sicherlich vor allem wegen seiner interessanten Darstellung klassischer Filmmonster in einem modernisierten Kontext.
Vier Jahre später drehte Hickox dann die Fortsetzung WAXWORK II: LOST IN TIME. Nicht mehr als ein schwacher, billig gemachter Abklatsch des Originals, der ebenfalls mit reichlich Horrorfilm-Referenzen aufwartet, was aber weniger gelungen umgesetzt wurde.
Jedenfalls schön, dass WAXWORK endlich mal ganz offiziell überall erhältlich ist. Leider bekommt man auch hier nur ein ähnlich verwaschenes 4:3-Bild wie auf der US-DVD geboten, bedauerlich, dass bei diesem Film weltweit offenbar kein vernünftiges Master aufzutreiben ist.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #89 April/Mai 2010 und Thomas Kerpen