WARUM MUSSTE STAATSANWALT TRAINI STERBEN?

Wer bei Damiano Damianis WARUM MUSSTE STAATSANWALT TRAINI STERBEN? (Colosseo Film/Ascot Elite) von 1974 einen waschechten Polizotti mit Verfolgungsjagden und Schießereien erwartet, ist leider auf dem falschen Dampfer, denn wie bereits in DER CLAN, DER SEINE FEINDE LEBENDIG EINMAUERT (1971) und DER TAG DER EULE (1968) ist auch dieser Film ein Politthriller mit ambivalenter moralischer Botschaft, wo es um die Verstrickung von Politik und organisiertem Verbrechen in Italien geht und wo Damiani versucht, kritisch die Wirklichkeit zu reflektieren, in Bezug auf ein versagendes Justizsystem, machtlose Gesetzesvertreter und mangelhafte Zivilcourage.

Erneut in der Hauptrolle Franco Nero, diesmal als gesellschaftskritischer Regisseur Giacomo Solaris, dessen aktueller Film einen landesweiten Skandal auslöst, weil er darin unterstellt, dass der einflussreiche Staatsanwalt Traini mit der Mafia unter einer Decke steckt.

Als dieser plötzlich ermordet wird, fühlt sich Solaris in der Pflicht, die Hintergründe aufzudecken, denn den Tod des Staatsanwaltes wollte er mit seinem Film nicht provozieren, nur die Aufdeckung von dessen kriminellem Treiben, bei dem offenbar auch dessen Frau eine mysteriöse Rolle spielt.

WARUM MUSSTE STAATSANWALT TRAINI STERBEN? mag der schwächste Teil von Damianis „Trilogie“ sein, aber es handelt sich immer noch um einen spannenden, clever die Erwartungshaltung des Zuschauers unterlaufenden Thriller mit einem überraschenden wie bitteren Schluss, wo Solaris die Wahrheit wichtiger ist als die Abrechnung mit anderen korrupten Würdenträgern, auf die er es eigentlich abgesehen hatte.

Ein nach wie vor sehr intelligenter und gekonnt umgesetzter Film, „thought provoking“ wie man so schön sagt, mit einem Score von Riz Ortolani, allerdings auf einer recht mageren DVD ohne Originalton oder Extras.

Dafür ist die Bildqualität aber sehr gut und die Fassung ungeschnitten, und zur Abwechslung hat man es auch mit einer wirklich sehr guten deutschen Synchro zu tun, die der Ernsthaftigkeit des Films mehr als gerecht wird.