WALTER ELF

Homo Sapiens CD

Eine der schlimmsten Erscheinungen der ausgehenden Achtziger und frühen Neunziger war die grassierende Funpunk-Welle und von der Bands wie SCHLIEßMUSKEL, ABSTÜRZENDE BRIEFTAUBEN, MIMMIS, DIMPLE MINDS, GOLDENE ZITRONEN und eben auch WALTER ELF mitgerissen wurden.

Natürlich liegen Welten zwischen WALTER ELF und DIMPLE MINDS, aber das war nun mal der Kontext, in dem diese Bands wahrgenommen wurden, und wenn Jürgen Schattner, einst Gitarrist bei W11, heute bei KICK JONESES, Flight 13-Mitarbeiter und Rookie-Labelboss, im beiliegenden Info was von der mit diesem dritten Album (von 1991) zunehmenden Schnauzbart- und Dorfproll-Dichte bei den Konzerten berichtet, so kann ich das nur bestätigen.

Funpunk, das war die Fortsetzung der Bierzelt-Musik mit anderen Mitteln, denn was von (manchen) Bands mit Ironie betrieben wurde, nahm das Publikum stattdessen 1:1 auf. Die TOTEN HOSEN wurden mit dieser Masche reich und berühmt (die ROTEN ROSEN-Platte war in dieser Hinsicht ihr Sündenfall), WALTER ELF waren genervt, denn auch wenn ihr Trötenpunk mit Einflüssen von 77er UK-Punk bis US-Pop-Punk mit deutscnen Texten zum gutgelaunten Partymachen taugte, so war Proll-Pogo doch nie ihr Ding.

Auffallend finde ich bei dieser Platte der SPERMBIRDS-Bruderband (deren Beppo und Frank waren auch hier dabei) die seltsam dünne Produktion, und irgendwie weiß ich jetzt auch wieder, warum einst die WALTER ELF nie zu meinen großen Favoriten zählte.

Zu rockig der Sound, zu clean irgendwie, ich wollte damals lieber fiesen US-Noiserock oder SAMIAM statt so einen Sound. Cooler ist da schon der Bonus, die "Dedication"-EP von 1990 mit englischsprachigen Cover-Songs von BAY CITY ROLLERS, Gary Glitter, SWEET und anderen.

Kann man, muss man aber nicht. (06/10)