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WALKABOUT

Das erste Mal erschien Nicolas Roegs Meisterwerk „Walkabout“ hierzulande 2005 auf DVD, aber erst die 2011 veröffentlichte Blu-ray enthielt den einige Minuten längeren Director’s Cut. Jetzt wurde „Walkabout“ auf DVD und Blu-ray neu aufgelegt, offenbar in einer neuen 4K-Abtastung, die Qualität ist jedenfalls ausgezeichnet. Das Bonusmaterial ist zum Teil unterschiedlich, aber auch hier ist die 56-minütige Dokumentation „One Red Blood“ über den australischen Schauspieler David Gulpilil enthalten, der als (echter) Aborigine an der Seite von Jenny Agutter („American Werewolf“) in „Walkabout“ in seiner ersten Rolle zu sehen ist. Gulpilil spielt in dieser ungewöhnlichen und poetischen „Coming of age“-Geschichte einen Aborigine-Jungen, der sich auf einem Walkabout im australischen Outback befindet, einem Initiationsritual. Dabei begegnet er einem jungen Mädchen und ihrem kleinen Bruder, die dort nach dem bizarren Selbstmord ihres Vaters hilflos herumirren und von dem Aborigine gerettet werden. „Walkabout“ basiert auf dem 1959 erschienenen Kinderbuch „Die Kinder“ von James Vance Marshall, und man konnte 1990 bei „Hexen hexen“ später noch mal anschaulich sehen, was passiert, wenn Roeg ein vermeintliches Kinderbuch verfilmt. Nach „Performance“ (Co-Regie mit Donald Cammell) war „Walkabout“ Roegs erste alleinige Regiearbeit (mit der Musik von „James Bond“-Komponist John Barry) und zeigt vor allem das Gespür des ehemaligen Kameramanns für fantastische, regelrecht surreale Bilder, in denen sich mythische Naturverehrung mit deutlicher Zivilisationskritik vermischt. Bei diesem immer noch faszinierenden Zusammenprall zweier vollkommen unterschiedlicher Welten scheut Roeg auch nicht vor der expliziten Darstellung der Grausamkeit der Natur zurück, was wirklich nicht für ein kindliches Publikum geeignet ist.