„Girls to the front“, hieß es bereits in den Neunzigern und genau das versucht Vivien Goldman nun auch mit der Musikgeschichte zu schaffen. Die Autorin, die selbst in der Szene aktiv gewesen ist und im Laufe ihrer Karriere bereits als Journalistin, Autorin und Musikerin gearbeitet hat, gibt mit ihrem Buch den Frauen in der Szene einen Platz an vorderster Front. Es geht um eine Musikgeschichte, die ausschließlich von Frauen erzählt wird, die somit nicht Gefahr laufen, von ihren männlichen Kollegen (erneut) überschattet zu werden. So wird anhand von einigen Bands die Zeit von den Siebzigern bis heute recht detailliert aufgedröselt, um zu verstehen, wie es Frauen im Punk erging. Wurde in letzter Zeit in Ox-Interviews häufiger die Frage gestellt, wie es um Frauen in der Anfangszeit des Punk gestellt war, so bekommt man hier aus erster Hand ein genaues Bild davon. Goldman versucht dabei, die feministische Musikgeschichte anhand von vier Kapiteln zu erläutern und beginnt stets mit einer kurzen Tracklist, die eine Übersicht über jeweilig besprochenen Bands gibt. Wer Lust hat, kann sich die genannten Songs auch gleich auf eine Playlist packen und hat so direkt den passenden Soundtrack zum Lesen. Besonders ist an ihrem Buch aber nicht nur, dass es hier eine versuchsweise vollständige Übersicht über die feministische (Punk-)Musikgeschichte gibt, sondern auch, dass der Fokus dabei nicht nur auf weiße amerikanische und britische Bands und Musikerinnen gelegt wird, sondern der Blick weit über die Grenzen hinausgeht. Empfehlenswert für alle, die sich nicht allein für die Riot Grrrl-Bewegung interessieren.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #160 Februar/März 2022 und Isabel Ferreira de Castro