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VIRGIN PRUNES

A New Form Of Beauty

Ich finde es immer wieder verblüffend, mit was für eigenwilliger Musik Bands und Künstler:innen Ende der Siebziger und bis weit in die Achtziger hinein im (Post-)Punk-Kontext durchgekommen sind. Vergleicht man das mit den weitestgehend formalisierten Genres heutzutage und was für Musik die Charts bestimmt, ist es geradezu unglaublich, was gerade in UK in jener Zeit wertgeschätzt und sogar gekauft wurde, ob von Industrial-Pionieren wie THROBBING GRISTLE oder CABARET VOLTAIRE, von EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN, von LAIBACH oder eben von den 1977 in Dublin, Irland gegründeten VIRGIN PRUNES um Sänger Gavin Friday. Die hatten im November 1982 auf Rough Trade ihr Debütalbum „... If I Die, I Die“ veröffentlicht, dem jedoch war von Oktober 1981 bis Februar 1982 eine Serie von vier Releases unter dem Namen „A New Form Of Beauty“ vorausgegangen, ebenfalls auf Rough Trade, in verschiedenen Formaten: erst eine 7“, dann eine 10“, eine 12“ und schließlich eine MC. Teil 5 war eine Ausstellung, Teil 6 ein (unveröffentlichtes) Buch, Teil 7 ein (unveröffentlichter) Film. Seltsamerweise erschien ca. 1983 dann auf Italian Records aus Bologna (und nicht auf Rough Trade) eine Doppel-LP-Version des Quasi-Albums – diverse weitere Rereleases folgten über die Jahre. Nun liegt die „2024 Deluxe Edition“ vor, die als Triple-LP und Doppel-CD erhältlich ist und heute nicht weniger furchteinflößend und fordernd wirkt als zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung. Stücke wie „Come to daddy“ oder „Sweethome under white clouds“ sind im VIRGIN PRUNES-Kontext fast schon eingängig, wohingegen etwa „Beast (Seven bastard suck)“ auch vier Jahrzehnte später noch körperliches Unbehagen bereitet, so wie auch manches frühe Material von EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN. Wirklich verblüffend, wie sehr Avantgarde die Formation seinerzeit war und wie krass ihre Kompositionen in der Gegenwart noch wirken, wenn man doch meint, man habe schon alles an Musikextremen gehört. Amazing. Der Rerelease kommt in Buch-Aufmachung mit ausführlichen Linernotes und mit einer zweiten CD – ob man diese Remixe braucht, ist Geschmackssache.