PARADIES

Ville Ranta

Eine eigenwillige Interpretation der Schöpfungsgeschichte liefert der finnische Comiczeichner Ville Ranta mit „Paradies“ ab, eine Auftragsarbeit für die lutherische Kirche seines Heimatlandes. Die Geschichte ist bekannt: Adam und Eva werden aus dem Garten Eden vertrieben, nachdem sie verbotenerweise vom Baum der Erkenntnis genascht haben.

Aber welche Rolle spielt Gott dabei? War er gelangweilt von seiner Schöpfung, hatte er genug von der Einsamkeit, die ihm seine Rolle als allwissender Schöpfer bereitet und hat den Sündenfall inszeniert? Und was sollen Adam und Eva überhaupt mit ihrer Erkenntnis anfangen, wenn sie doch immer nur eingesperrt sind? Und welche Rolle spielt der Tod in dieser Geschichte? Ranta bietet der Lesenden an, das Buch auf mehreren Ebenen zu lesen.

Was vordergründig unterhaltend wirkt und mit einem satirischen Augenzwinkern daher kommt, entpuppt sich beim genaueren Hinsehen als politische Satire auf Diktaturen. Oder ist es doch eher ein philosophischer Essay, der fragt, was eigentlich das Recht auf Selbstbestimmung kostet? Sind Grenzübertretungen notwendig und gerechtfertigt, um seine eigene Freiheit zu erlangen? Um einfache und plumpe Religionskritik, wie man es vielleicht am Anfang vermuten mag, geht es nicht.

In seinem Buch wirft Ranta existentiell-philosophische Fragen fast spielerisch auf. Sein Stil trägt zu dieser Leichtigkeit bei. Flüchtig dahingetupfte Farben und fast skizzenhaft Zeichnungen, von Hand gelettert und manchmal auch ein wenig frivol in der Darstellung.

Und immer mit einem Augenzwinkern versehen. Die Dichte und Komplexität der gestreiften Themen, die hier so leicht präsentiert werden, machen „Paradies“ letztendlich zu einer der interessantesten Geschichten, die mir in der letzten Zeit untergekommen sind.