Nach der 12" kommt jetzt das Album-Debüt der aus San Francisco stammenden VERONICA LIPGLOSS & THE EVIL EYES, die selbiges vor Ort im Louder-Studio mit Phil Manley (TRANS AM) an den Reglern aufgenommen haben.
Dass sich VL&TEE in ihrem jungen Leben schon Vergleiche mit THE VANISHING oder RADIO VAGO gefallen lassen mussten, kommt jedenfalls nicht von ungefähr, erfasst aber nicht alle musikalischen Aspekte der Band.
Ein Song wie "Just for fun" etwa mit der halligen Surfgitarre und der auch hier schrillen weiblichen Stimme erinnert mich durchaus an die frühen CHRISTIAN DEATH, und auch die nächste Nummer, "Flickering reels", verbreitet diese seltsame Früh-Achtziger-Wavepunk-Atmosphäre, die ich auch an SIOUXSIE & THE BANSHEES schätze, inklusive eigenwillig-tribalistischen Drummings.
Das hier ist also definitiv nicht Teil 789 von "The Dancepunk Files", sondern die düstere, schleichenden Lounge-Variante (siehe "Rats"), die sich auch bei BIRTHDAY PARTY/Cave bedient oder mit Saxophongetröte nervt respektive betört.
Eine eigenwillige, auch mal kantige und sperrige Band mit abwechslungsreicher Instrumentrierung, geschlechterparitätisch besetzt. Würden sie das, was sie tun, noch mehr auf die Spitze treiben, kämen sie Hanin Elias' Treiben schon wieder sehr nah, aber dass sie das nicht tun, macht "The Witch's Dagger" ein ganzes Stück hörbarer.
Ein in jeder Hinsicht außergewöhnliches Album. Und ein kleiner Tipp: Bitte zeigt das Poster im Innern des Booklet keinen Minderjährigen, das gibt sonst richtig Ärger ... (45:06) (9)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #62 Oktober/November 2005 und Joachim Hiller