Foto

VERA CRUZ

In Álex de la Iglesias „Perdita Durango“, in dem es um ein psychopathisches Gangsterpärchen geht, gibt es zum Schluss eine sehr poetische Szene (Achtung, Spoiler!), in der sich der sterbende Gangster Romeo mit Hilfe von Morphing-Technik in Robert Aldrichs Western „Vera Cruz“ wiederfindet, als ob er anstelle von Burt Lancaster von Gary Cooper getötet worden wäre. Denn für Romero, der „Vera Cruz“ schon als Kind im Fernsehen sah, war dies das perfekte Ende für einen echten Helden, wobei Lancaster in Aldrichs bitterem Western eigentlich den Part des Bösen übernahm. Wie so oft war bei Aldrich die Grenze zwischen Gut und Böse fließend und seine Filme in dieser Hinsicht recht ambivalent, was man auch sehr gut später bei „Keine Gnade für Ulzana“ (ebenfalls mit Lancaster) sehen konnte. Die aktuelle Blu-ray-Neuauflage im Mediabook (zusätzlich mit DVD) basiert auf einem neuen 2K-Master, durch das der farbenprächtige, insgesamt aber etwas unscharf wirkende Technicolor-Film deutlich besser zur Geltung kommt. Hinzu kam neues Bonusmaterial wie zwei längere Featurettes über Cooper und Lancaster. Im Gegensatz zu anderen Vertretern des amerikanischen 50er-Jahre-Westerns verzichtet „Vera Cruz“ auf verklärte Heldenfiguren, denn Lancaster als hinterhältiger, selbstsüchtiger Gauner und Cooper als zynischer Südstaaten-Gentleman spielen hier hinsichtlich ihrer Motivation recht gegensätzliche wie unmoralische Typen, die nach dem Sezessionskrieg in den USA ihr Glück in Mexiko versuchen und dabei in die Auseinandersetzungen zwischen Revolutionären und kaiserlichen Truppen geraten. Einen ähnlichen Konflikt zwischen politischen Idealen und wirtschaftlichen Interessen beschrieb Sergio Leone in vergleichbarer Form auch in seinen späteren Revolutionswestern „Zwei glorreiche Halunken“ und „Todesmelodie“, die von „Vera Cruz“ maßgeblich beeinflusst waren.