Neulich im Büro, beim gemeinschaftlichen Musikkritikerfrühstück, meinte einer - ich glaube, es war Prof. Dr. Antek Pistole -, Iggy Pop würde bei seinen Alben so verfahren, dass er eine Platte mache, die ihm für die nächsten Jahre die Taschen fülle, um den Nachfolger dann völlig frei von kommerziellen Erwartungen gestalten zu können.
Nun, Gerücht, Fakt oder auf dem eigenen Mist gewachsene Analyse, dieser Satz hat jedenfalls was und lässt sich trefflich auf das neuen Pop-Album anwenden. Denn bei diesem handelt es sich um eine ganz eigene Sammlung von Songs, die im New Yorker East Village eingespielt wurden und sämtlich völlig ungeeignet sind für den Einsatz im lauten, penetranten Format-Radio.
Hier ist kein "Candy" zu finden, und auch kein wirklich rockender Song (okay, "Shakin' all over" rockt dann doch ziemlich), sondern stattdessen schöne kleine Lieder, die von Iggy Pops faszinierende Stimme getragen werden und durchweg leise, fast meditativ wirken und mich teilweise an alte Leonard Cohen-Sachen erinnern, wobei sich so ein latenter Seventies-Funk-Touch durch viele der Tracks zieht.
Und dann ist da ein Track wie "She called me daddy": Sprech(-gesang) im Vordergrund, leise dahinter Streicher - whoaw, Gänsehaut! Nee nee, Iggy Pop ist auch 30 Jahre(!!!) nach den STOOGES noch ein verdammt zäher Knochen, mit dem man immer rechnen muss.
Grossartiges Album!
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #36 III 1999 und Joachim Hiller