TV CRIME

Metal Town

Wer kennt sie nicht, diese Bands von kurzhaarigen Rummelburschen, die für ihre Plattencover mit verschränkten Armen, Button Downs in Tischdecken-Karo und finsterer Holzkopf-Mimik vor Backsteinmauern posieren, in ihren Songs und Texten dann nur selten mit mehr Raffinesse glänzen, als der Look es vermuten lässt – und neuerdings vermehrt auch noch ROSE TATTOO-soundalike Boogie-Licks vom Reißbrett in ihr Riffing schieben, weil sich das unter dem „Bovver Boogie“-Signum besser promoten lässt als.

Ja, genau: schnarch! Ich hoffe, sie ärgern sich vor Neid eine zweite Bügelfalte in die Sta-Prest-Hose, angesichts der Leichtigkeit, mit der sich TV CRIME aus Nottingham fernab der Oi!-Tristesse deren Domäne angeeignet haben: Tongue-in-cheek-Lyrics von und für Council Boys, Melodien für Backstreet Kids, im Windschatten von First-Wave UK Punk, New Wave und der „Great Pub Rock Explosion“.

Hätte nicht Elvis Costello, sondern die LITTLE ROOSTERS „This Year’s Model“ eingespielt oder Weller bei ROCKPILE den Zampano gegeben, wäre das in etwas wie der Brickwall-Extravaganza von TV CRIME aufgegangen: Songs, die hart, aber frei von jeder Grobschlächtigkeit, extrem eingängig, aber nicht per se poppig sind einzig des Effekts eines prahlerischen Songwritings wegen, und dadurch unumwunden großartig.

Kurzum: No-Bullshit-Rock’n’Roll mit der Losung „The boys are still in town“ – definitiv einer der besten Releases 2019 für mich.