TUXEDOMOON

The Box

TUXEDOMOON aus San Francisco werden in der flüchtigen Wahrnehmung gemeinhin auf ihren 1978 als 12“-EP veröffentlichten Überhit „No tears“ reduziert, ein Meisterwerk des düsteren Elektro-Punks, der aus dem Schaffen der Formation um Blaine L.

Reininger, Steven Brown und Peter Principle allerdings herausragt wie ein schwarzes Schaf aus einer Herde weißer und TUXEDOMOON zum Quasi-One-Hit-Wonder machte – sofern man ein ewiggestriger Goth-Nostalgiker ist.

Zwar stammen TUXEDOMOON aus der Underground-Szene der Bay Area (und waren später in Rotterdam und Brüssel ansässig), doch so laut, wild und extrovertiert wie bei „No tears“ waren sie nie wieder und schockierten nicht wenige fühe Fans mit dem doch ganz anderen Sound ihrer Alben „Half Mute“ (1980), „Desire“ (1981) und „Holy Wars“ (1985).

Es folgten „Ship Of Fools“ (1986), „You“ (1987), „The Ghost Sonata“ (1991), „Cabin In The Sky“, „Bardo Hotel Soundtrack“ (2004) und „Vapor Trails“ (2006). Diese offenbaren, dass die 1977 im Electronic Music Lab des San Francisco City College gegründeten TUXEDOMOON ambitionierte Klangkünstler sind, mit jazzigem Saxophon, mal loungig, mal zwischen Pop und Rock mäandernd, mal soundtrackhaft.

Bis heute perfektioniert die Band einen eigenwilligen, durchaus zugänglichen Post-New-Wave/No-Wave-Sound, der sich jeder simplen Kategorisierung entzieht. Anlässlich ihres 38. Geburtstages (...) hat die bis heute aktive Formation, die im Frühjahr 2016 auf eine Europatour geht, bei der sie „Half-Mute“ aufführen wird, in Zusammenarbeit mit ihrem belgischen Label Crammed Discs nun die oben erwähnten neun Alben – drei davon erstmals – auf Vinyl neu aufgelegt und zusammen mit einer von Band(mit)gründer Blaine L.

Reininger zusammengestellten Outtake-Sammlung namens „Appendix“ als Box neu aufgelegt. Für deren Cover wurde aus den Covern der enthaltenen Alben ein neues Artwork geschaffen, die Plattencover selbst wurden reproduziert und mit neuen Innersleeves ausgestattet.

Die Texte und weiterführende Angaben wiederum finden sich – neben einem Poster – in einem LP-Cover-großen 28-Seiten-Booklet, das zusätzlich mit Linernotes der Bandmitglieder zu den jeweiligen Platten aufwartet – liebevoll gemacht, so wie das eben aussieht, wenn Bandmitglieder zentral in ein solches Projekt involviert sind und nicht nur das Label.

Bleibt nur die Frage, was aus dem „Divine“-Album von 1982 und der „Suite En Sous-Sol“-Doppel-12“ von 1982 geworden ist, warum diese in der Box fehlen. Das Booklet sagt dazu nichts. Mein heimlicher TUXEDOMOON-Hit ist übrigens „In a manner of speaking“ vom „Holy Wars“-Album: Gänsehaut pur! Kein billiges Vergnügen, diese Box, aber jeden Euro wert.