Wie war das noch mit "70's Rock Must Die", Herr Biafra? Erst ZOLAR X und dann das hier. Die zwar unlängst für einige Auftritte reformierten, aber eigentlich seit 1981 toten Glamrocker ZOLAR X - deren Komplettwerk ja Ende letzten Jahres auf Alternative Tentacles wiederveröffentlicht wurde - kann man ja noch als Aufarbeitung unerfüllter Jugendträume durchgehen lassen, aber das hier, kann man so was gutheißen? Aktuell existierender, völlig unverschämt und grinsend dargebrachter Glamrock auf Alternative Tentacles? Ja, man kann.
Ja, das funktioniert. Was auch immer Jello Biafra dazu gebracht hat, das zweite Album von TURN ME ON DEAD MAN aus San Francisco zu veröffentlichen, der Mann hat mal wieder Geschmack bewiesen.
Ob man nun Glamrock als unehelichen und verhassten Halbbruder, als irgendwie zur Punkrock-Familie dazugehörenden gar nicht mal so entfernten Verwandten oder als Perversion der Musikgeschichte ansieht, Fakt ist, dass TURN ME ON DEAD MAN mit "God Bless The Electric Freak" eine verdammt gute Platte gemacht haben.
T.REX fallen da als Vergleich genauso ein wie die NEW YORK DOLLS, aber auch das ganze Zeug, dass einem in den vergangenen Jahren als heiße Scheiße verkauft werden sollte, aber im Idealfall nichts anderes als guter, alter harter Rock war.
Psychedelisch und verspielt sind TURN ME ON DEAD MAN, aber auch straight nach vorne rockend, immer den Song an sich im Blick und ohne selbstverliebte Dudeleien. Doch, das hat was, das kann was, da muss man sich nur drauf einlassen.
In so einem Fall vergesse ich gerne alle meine Aversionen gegenüber "ehrlichem Rock der härteren Gangart" und benutze sogar diese furchtbarste aller furchtbaren Floskeln. Siebziger Jahre-Rock darf leben.
Manchmal. (8)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #62 Oktober/November 2005 und André Bohnensack
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