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TURIN HORSE

Antipas

Die vier Saarländer haben mit den Untiefen und Schattierungen zwischen Doom und Sludge sowie Black und Post-Metal reichlich Erfahrung. TURIN HORSE verstehen sich zudem bestens darauf, ihre Ideen auch einmal rein instrumental zu entwickeln. Der Gesang scheint im Verständnis dieser Band eher ein weiteres Stilelement zu sein, das das Wirkungsspektrum erweitert, jedoch nicht immer bestimmt. Das Songwriting des Quartetts basiert auf (Ur-)Instinkten und tiefsitzender Pein sowie emotionaler Zerrissenheit. „Antipas“ entpuppt sich als düstere, kathartische Angelegenheit. TURIN HORSE halten mit nichts hinter dem Berg. Sie lehnen sich auf, wüten und stellen sich ihren Dämonen. Der kraftraubende, ruppige Heavy-Sound, den die Saarländer pflegen, ist dafür wie geschaffen. Das Klangspektrum der LP reicht von unbestimmter Dunkelheit über schleppende Heaviness bis hin zu jähen Attacken. Die existentielle Anmutung wird durch die Live-Aufnahme zusätzlich unterstrichen. Alles greift organisch ineinander. Gefühlt ist man nicht mehreren Tracks, sondern einem aufputschenden, einschüchternden und in letzter Konsequenz befreienden Einzelstück ausgesetzt. Schön ist dabei, dass TURIN HORSE die Tempoarbeit ebenso schätzen wie das Walzen. „Antipas“ wirkt in seiner Gesamtheit bissig und nachdrücklich. Wer seine Gefühlswelt durcheinanderwirbeln und sich neu erden lassen möchte, ist hier genau richtig.