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TUNNEL DER LEBENDEN LEICHEN

Streng genommen ist das Schaffen des inzwischen 77-jährigen US-amerikanischen Regisseurs, Drehbuchautors und Filmproduzenten Gary A. Sherman überwiegend von Mittelmaß geprägt, wofür sein „Poltergeist III“ von 1988 exemplarisch sein dürfte. Allerdings hatte Sherman zu Beginn seiner Karriere mit „Tunnel der lebenden Leichen“ und „Tot & begraben“ (1981) zwei interessante Genrebeiträge gedreht. Sein Regiedebüt „Tunnel der lebenden Leichen“ würde ich sogar zu den herausragenderen britischen Horrorfilmen der Siebziger zählen. Damalige Kritiker empfanden den Film aber als unlogisch und abstoßend, als ob das ernsthaft gegen einen Film des Horrorgenres sprechen würde. Der deutsche Titel „Tunnel der lebenden Leichen“ (Originaltitel „Death Line“, in den USA hieß er „Raw Meat“) ist einigermaßen sinnfrei und vermittelt den Eindruck, als ob es sich hier um einen Film mit Zombies oder anderen Monstern handeln würde. Tatsächlich geht es aber in dem von Alex Thomson („Excalibur“) atmosphärisch gefilmten Horrorfilm um einige Ende des 19. Jahrhunderts beim Bau der Londoner U-Bahn verschüttete Arbeiter:innen, die dort zu Kannibalen wurden und es irgendwie geschafft haben, über Generationen ihr Überleben in den stillgelegten Tunneln zu sichern. Das mag wirklich nicht sonderlich plausibel sein, dennoch gelang Sherman damit ein interessanter Kannibalismus-Vertreter, in dem das vermeintliche Monster eine recht tragische Gestalt ist. Hinzu kommt eine ordentliche Prise britischen Humors, für den vor allem Donald Pleasence als zynischer Inspektor Calhoun verantwortlich ist. Die qualitativ recht gute DVD von Pidax ist nach Kino- und Videoreleases in den Siebzigern und Achtzigern die erste offizielle DVD-Veröffentlichung des äußerst unterhaltsamen Films, in dem Christopher Lee einen sehr einprägsamen Kurzauftritt hat.