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TRUFFAUTS

Refrain

Shame on me! Über 38 Jahre die Existenz dieser famosen Indierock-Band aus Nürnberg und ihrer 13 Alben verschlafen zu haben, bedeutet sich bohrende Fragen und strenge Blicke gefallen lassen zu müssen. Die TRUFFAUTS, gegründet 1986, müssen sich hingegen gefallen lassen, mit dem Etikett „frankophile Franken“ beklebt zu werden. Und dabei sind doch zwei „leibhaftige“ Franzosen, Jean-Jacques Voucher und Ronald Chateauroux, die Vordenker der Band, die nach Wechseln im Line-up mit dem SATELLITERS-Drummer Axel nun als „Powertrio“ reüssiert. „Refrain“, ihr erstes Album seit dem 2021er „Chez Simon“, ist eine hochwertige Songsammlung. Das Repertoire besteht darauf zu weiten Teilen aus gitarrenlastigem Indiepop mit Elementen von C86-Geschrammel, aber auch folkigem Westcoast-Janglepop. LOVE, BIG STAR und die BYRDS spielen ebenso eine Rolle. Und auch Creation-Bands wie TEENAGE FANCLUB oder auch PASTELS haben ihre Spuren hinterlassen. Die geschickt arrangierten Nummern weisen dabei ein raffiniertes Riffing auf, die Trennung von Rhythmus- und Leadgitarre ist niemals eindeutig definiert, und die Songs voller überraschender Hooks, abenteuerlicher Akkordfolgen und oft mit tollem Harmoniegesang kommen immer auf den Punkt. „Refrain“ als Einstieg ist vermutlich nicht der schlechteste Weg in den Kosmos der TRUFFAUTS. Wer wie ich in dieser Beziehung unter einem Stein lebte, sollte sich nun dringendst mit dem restlichen Output der Band befassen.