Wer in den 80ern mit New Wave und Post-Punk sozialisiert wurde, dürfte auch mal über Toyah Ann Willcox gestolpert sein, schon wegen ihres auffälligen „punkigen“ Looks. Bereits 1978 war Willcox als Schauspielerin in Erscheinung getreten, in Derek Jarmans Punkfilm „Jubilee“, und 1979 dann in „Quadrophenia“. Seitdem ist sie immer mal wieder in Filmen und TV-Serien zu sehen und dreht inzwischen auch lustige Homevideos zusammen mit ihrem Ehemann Robert Fripp, bekanntlich Gitarrist von KING CRIMSON, die man auf YouTube begutachten kann. 1979 erschien auch das erste TOYAH-Album „Sheep Farming In Barnet“ – zu Beginn handelte es sich wohl noch um einen Bandnamen, inzwischen versteht man unter Toyah aber eher die Einzelkünstlerin. Anknüpfungspunkte zu Punk und New Wave gab es dabei genug, aber insgesamt tendierten TOYAH mehr in Richtung Pop und Prog, und die theatralische Gesangsperformance von Frau Willcox war mehr mit Kate Bush als Hazel O’Connor verwandt, was sich auf ihren späteren Platten noch deutlicher zeigen sollte. „Sheep Farming In Barnet“ (ebenso wie das zweite Studioalbum „The Blue Meaning“ von 1980) gehören aber dennoch zu den hörenswerteren Platten der New Wave/Post-Punk-Ära. Mit etwas Glück konnte man beide Alben in den letzten Jahren noch als Doppel-CD erstehen, die auf dem UK-Label Safari Records erschienen, wo auch THE BOYS einige Alben und Singles veröffentlichten. Inzwischen gibt es eine Wiederveröffentlichung als Deluxe Edition, die neben dem Album eine zweite CD mit Demos und Alternativversionen enthält, neben einer DVD mit rarem TV-Material über Willcox, Live-Aufnahmen und aktuellen Features zur Entstehung des Albums – die Vinyl-Version ist natürlich deutlich abgespeckter. Mit etwas zeitlichem Abstand betrachtet, ist „Sheep Farming In Barnet“ zwar immer noch ein recht sperriges Album (ursprünglich handelte es sich nur um eine 6-Track-EP, die dann zum Album aufgeblasen wurde), das auch kein sofort ins Auge springendes Hitmaterial enthält, aber hinsichtlich des verschachtelten Songwritings zwischen Prog und Pop sehr ambitioniert daherkommt, dementsprechend auch gut gealtert ist und definitiv die Wiederentdeckung lohnt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #155 April/Mai 2021 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #158 Oktober/November 2021 und Thomas Kerpen