JONAS GOLDBAUM ist entgegen meiner ersten Befürchtung kein weiterer, leiernder Singer-Songwriter, der uns aus seinem audiophil eingerichteten Kellerbungalow in der Berliner Vorstadt seinen Weltschmerz vor die Füße spuckt, in der Hoffnung, Sarah Kuttner lade ihn mal auf ein Trost spendendes Tröpfchen Heißgetränk in ihre Sendung ein.
Es handelt sich vielmehr um eine Band aus Wien, die sich überwiegend Geschmackssicher zeigt und deshalb durchaus vorzeigbaren, eingängigen Indierock spielt. Textlich sehr ansprechend, wenn auch auffallend oft, nicht banal, aber doch zu sehr sehr naheliegenden Reimen greifend.
Er wird schon stark überstrapaziert, der Begriff Indierock. Und ist er auch eigentlich zu weitreichend, um eine Band genauer zu beschreiben. Aber da vom PLACEBO von Ratiopharm für die Festivalbühne bis hin zu starken, eigenständigen Stücken alles dabei ist, was Spaß, aber auch Schweppesgesicht hervorruft, tue ich mich schwer mit präziserer Beschreibung.
Viel Gutes aus dem klassischen 90er Gitarren-Indierock, aber auch hier und da etwas zu glatt und konzipiert. Deutschsprachiger Gitarrenrock mit Liebe wie auch Talent zur tragenden Melodie, die zu selten von der Leine gelassen wird.
Eine Platte, die durchaus funktioniert, aber selten umwirft.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #62 Oktober/November 2005 und Jörkk Mechenbier
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #74 Oktober/November 2007 und Arne Koepke