Eine methodisch und argumentativ nicht vollends überzeugende, aber dennoch informative populär-sozialwissenschaftliche Pionierstudie hat Simon Ošlak-Gerasimov vorgelegt. Punk als soziale Bewegung definierend untersucht der Autor die Bedeutung der Punk-Szene für den politischen und gesellschaftlichen Wandel im slowenischen Teil Jugoslawiens in den Achtziger und Neunziger Jahren im Vergleich der Metropolen Ljubljana und Maribor.
Hatte die Punk-Bewegung tatsächlich den oft affirmierten maßgeblichen Einfluss auf die Demokratisierung Sloweniens? Wollte die Szene gar eine „Totale Revolution“, wie gelegentlich unterstellt? Oder ging es den Aktivist*innen eher um eine nachhaltige demokratische Transformation der politischen und gesellschaftlichen Ordnung? Die reich bebilderte Studie lässt sich wie eine Einführung in die Geschichte des Punk in Slowenien auf allerdings sehr selektiver und knapper Quellenbasis lesen.
Als entsprechend ungesichert müssen die Befunde der Untersuchung angesehen werden. Ošlak-Gerasimov beschreibt ausführlich die regionalen politischen und sozialen Rahmenbedingungen, in denen Punk entstand und als gegenkultureller und politischer Faktor wirksam wurde.
Er kommt zu dem Schluss, dass es enge personelle Verflechtungen zwischen Aktiven in der Punk-Szene, die wahre kommunistische Ideale lebten, und der Demokratiebewegung gegeben habe, dass vom Punk wichtige Impulse für die Entstehung einer bürgerlichen Gesellschaft im Land ausgingen.
Überzeugende Belege für seine plausibel klingenden Thesen bleibt der Autor allerdings schuldig.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #138 Juni/Juli 2018 und Salvador Oberhaus