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TOP JOB – DIAMANTENRAUB IN RIO

Auf der 2004 erschienenen US-DVD von AD OGNI COSTO, der da GRAND SLAM heißt, wird Chicago Sun-Times Kritiker Roger Ebert mit „One of the best heist movies!“ zitiert. Liest man sich dessen Besprechung von 1968 durch, kann man dieses Zitat allerdings nirgendwo entdecken.

Diese Aussage wäre sowieso etwas fragwürdig, denn wenn man sich Giuliano Montaldos Film anschaut, dessen Schaffen in Deutschland bisher nur spärlich aufgearbeitet wurde, muss man permanent denken, wie viel besser dagegen doch Jules Dassins RIFIFI (1954) und TOPKAPI (1964) sind, bei denen sich AD OGNI COSTO recht offensichtlich bedient.

Natürlich musste irgendwie versucht werden, diese Klassiker noch zu toppen und so soll hier ein Team von vier internationalen Spezialisten in der exotischen Umgebung von Rio de Janeiro während des Karnevals einen spektakulären Diamantenraub durchführen.

Der Höhepunkt ist hier natürlich das Knacken eines schwer abgesicherten Safes, was eine aufwändige Logistik erfordert. Dabei stellt Montaldo aber die Toleranz des Zuschauers auf eine harte Probe, denn bei allem Verständnis für ein Anziehen der Spannungsschraube bleibt dabei ein wenig die Glaubwürdigkeit der ganzen Aktion auf der Strecke.

Extrem umständlich erscheint vor allem, dass man für das Team extra einen Super-Playboy anheuert, der die graumausige Assistentin der Diamantenfirma verführen soll (Janet Leigh aus PSYCHO mit dicker Brille auf unattraktiv getrimmt, köstlich ...), die einen für das Unterfangen wichtigen Schlüssel verwaltet.

Zumindest ist Leigh wirklich oft auf der Leinwand zu sehen, die der europäischen Produktion ein internationaleres Niveau verleihen sollte, im Gegensatz zum großartigen Edward G. Robinson, der nur am Anfang und Ende auftaucht.

Der spielt Professor James Anders, einen pensionierten in Rio de Janeiro lebenden US-Amerikaner, der in New York einen alten Schulfreund aufsucht (THUNDERBALL-Bösewicht Adolfo Celi mit einem Gastauftritt), der inzwischen zufälligerweise ein geschäftstüchtiger Unterweltboss ist und über das nötige Know-how verfügt, um die kriminellen Pläne des Lehrers umzusetzen.

Der besorgt Anders die besagten Spezialisten und die machen sich unabhängig in Rio an die Arbeit, darunter auch Klaus Kinski, der zur Abwechslung nicht nur in einer Nebenrolle zu sehen ist.

Das klingt alles ganz wunderbar, nur ist AD OGNI COSTO so schrecklich kompliziert aufgebaut und die Länge gezogen (weshalb die alte deutsche Fassung auch knapp 15 Minuten Handlung vermissen lässt), dass man manchmal fast etwas die Geduld verliert, trotz durchaus vorhandener Spannungsmomente.

Selbst die Filmmusik von Ennio Morricone schneidet diesmal weniger gut ab, denn bis auf den sehr schönen Titelsong beschränkt sich der Maestro auf wenige funktionale lateinamerikanisch angehauchte Nummern.

Auch wenn sehr viel für AD OGNI COSTO spricht, der gegen Ende wie ein Karnickel auf der Flucht noch mal einige Haken schlägt, um den Zuschauer zu überraschen, kommt unter dem Strich ein eher durchschnittlicher europäischer Gangsterfilm dabei heraus, der viel zu wenig aus seiner Location und den beteiligten Darstellern herausholt.

Wobei Janet Leigh und vor allem Klaus Kinskis gewohnt psychotische Over-the-top-Performance AD OGNI COSTO dann doch wieder einen gewissen Unterhaltungswert sichern, und auch der Diamantenraub selbst mit seinen MISSION: IMPOSSIBLE-Anklängen hat durchaus seine eindrucksvollen Schauwerte.

Eigentlich bedauerlich, dass es Montaldo nie gelingt, mal die Handbremse zu lösen und einen Gang höher zu schalten. Und so ist AD OGNI COSTO wohl vor allem etwas für Kinski-Komplettisten, während ich mich vor allem daran erfreue, wenn Janet Leigh ihr Haar öffnet und die blöde Brille abnimmt.

Und nein, eine Duschszene gibt es leider nicht. Die empfehlenswerte DVD von Koch ist auf jeden Fall endlich mal ungeschnitten und im richtigen Bildformat, und wartet auch noch mit einem Interview mit Regisseur Giuliano Montaldo auf.