Den Finnen wird ja nachgesagt, etwas verschroben zu sein und geredet wird dort der allgemeinen Auffassung nach auch eher wenig. Diese Klischees bestätigt Tommi Musturi in seinem „Handbuch der Hoffnung“ mit einer bis ins letzte durchdachten Aufmachung: Hardcover mit Lesebändchen, goldgeprägter Miniaturzeichnung und toll gestaltetem vollfarbigen Schutzumschlag.
Auch der Rest des Buches ist ein visueller Genuss aus je nach Kapitel unterschiedlich farbig kolorierten, fast psychedelisch anmutenden, gleichzeitig aber klar konturierten Bildern, die fast ohne Worte auskommen und dabei doch hochphilosophisch sind.
„Es gibt Menschen, die leben in einer Traumwelt, und dann gibt es jene, die sich der Realität stellen; und dann noch diejenigen, die das eine in das andere verwandeln.“ Mit diesem das Buch einleitenden Zitat ist eigentlich dessen gesamter Inhalt abgedeckt.
Manches lässt sich zwar recht eindeutig in Realität oder Traum einteilen, vieles bleibt diesbezüglich aber vage. Die insgesamt fünf Teile beziehungsweise Kapitel bestehen aus lose zusammengesetzten bruchstückhaften Episoden, Erinnerungsfetzen und diffusen Gedankengängen mit gelegentlich eingestreuten Gegenwartsereignissen, ein kontinuierliches Lesen ist nicht zwangsläufig erforderlich.
Das macht es auch zu einem Buch, das man gerne immer und immer wieder zum Durchblättern zur Hand nehmen kann und dabei jedes Mal neue Feinheiten entdeckt. In den Szenen aus Alltagsleben und Träumen eines dicklichen alten Mannes, der – ganz Mensch – rülpst, furzt und gerne nur in Unterhosen rumläuft oder den ganz- bis doppelseitigen Naturzeichnungen.
Eine Bild gewordene Suche nach dem Sinn des Lebens (und des Sterbens). Zeitlos schön. Und auf seine ganz eigene Weise sehr humorvoll.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #122 Oktober/November 2015 und Anke Kalau