TÖTE ALLE UND KEHR ALLEIN ZURÜCK

Als Enzo Girolami Castellaris Italowestern „Töte alle und kehr allein zurück“ 1970 das erste Mal in den deutschen Kinos anlief, starteten im selben Jahr mehr als 30 weitere Vertreter dieses Genres, denn die durch den Erfolg von „Django“ oder Leones Dollar-Trilogie ausgelöste Welle europäischer Western war zu dieser Zeit noch nicht abgeebbt.

Castellari drehte noch zahlreiche andere Italowestern, zu den bekanntesten gehört „Keoma – Das Lied des Todes“ von 1976. In den letzten Jahren war es mal wieder Tarantino, der für eine Castellari-Renaissance sorgte, als er einen seiner Filme „Inglourious Basterds“ nannte, eine abgewandelte Version des englischen Titels von Castellaris „Inglorious Bastards“ aus dem Jahr 1978, der bei uns „Ein Haufen verwegener Hunde“ hieß und ein billiges „Das dreckige Dutzend“-Plagiat war.

„Das dreckige Dutzend“ von 1967 lieferte bereits das grundsätzliche Gerüst für Castellaris „Töte alle und kehr allein zurück“ (eine tatsächlich akkurate Übersetzung des Originaltitels „Ammazzali tutti e torna solo“), der jetzt erstmalig auf Blu-ray veröffentlicht wurde, in exzellenter Qualität und mit einigen zusätzlichen Features über den Film.

In Castellaris actionreichem und aufwändig inszeniertem Italowestern geht es um eine Handvoll zwielichtiger Typen, die die Wirren des amerikanischen Bürgerkriegs zwischen Nord- und Südstaaten zu ihrem eigenen Vorteil nutzen, schließlich aber gezwungen sind, für die Armee des Südens ein Goldreservoir des Gegners zu plündern.

Dabei lässt sich allerdings schwer unterscheiden, wer Freund oder Feind ist, und so regiert hier Verrat, Niedertracht, Raubgier und Mord. Dabei werden die ethischen Maßstäbe des klassischen US-Westerns mal wieder radikal über Bord geworfen, auch wenn Castellari dabei weit von der Cleverness eines Sergio Leone entfernt ist.