Bei TÖDLICHER SEGEN (DEADLY BLESSING) handelt es sich um einen bisher eher schwer erhältlichen Film von Wes Craven, wobei der Klappentext irrt, wenn er von der "weltweit ersten DVD-Veröffentlichung" spricht, denn in Australien erschien der Film ebenfalls auf DVD, sogar mit einem Audiokommentar von Craven.
Nichtsdestotrotz eine mir bisher nicht bekannte Ausgrabung, die noch vor A NIGHTMARE ON ELM STREET entstand, allerdings auch symptomatisch für viele 80er Jahre Filme von amerikanischen Horror-Veteranen ist, die sich verstärkt kommerziellen Notwendigkeiten unterordnen mussten.
Und so besitzt TÖDLICHER SEGEN ein etwas unglückliches Ende (das ursprünglich nur für den amerikanischen Markt gedreht wurde, aber auch in dieser Version enthalten ist), das ähnlich angepappt und lächerlich wirkt wie bei A NIGHTMARE ON ELM STREET und den an sich ins Thriller-Genre gehörenden Film dann doch noch ins Horror-Lager katapultieren sollte.
Ähnlich wie in dem vier Jahre später entstandenen WITNESS von Peter Weir dient die in Pennsylvania angesiedelte Amish-Gemeinde als Kulisse für Cravens Okkult-Thriller. Wo Weir allerdings um eine objektive Betrachtung des archaischen Lebens der Amish-People bemüht ist, sind diese bei Craven überwiegend hinterwäldlerische religiöse Fanatiker mit mittelalterlichen Vorstellungen.
Und die sind der festen Überzeugung, dass der Teufel am Werk ist, als ein verstoßenes Gemeindemitglied, das eine Frau von außerhalb geheiratet hatte, auf mysteriöse Weise ums Leben kommt - zumal es in Folge noch weitere Todesfälle gibt.
Der trauernden Witwe stehen zwei angereiste Freundinnen bei der Aufklärung der mysteriösen Ereignisse zur Seite (eine davon die junge Sharon Stone in einer ihren ersten Rollen), die sich ähnlich wie der Zuschauer in einem Drehbuch verheddern, das sich zwischen übernatürlichem Hokuspokus und bodenständigem Psychothriller nicht so recht entscheiden kann.
Trotz vieler interessanter Ansätze und guter Szenen verhindert diese Inkonsequenz, dass TÖDLICHER SEGEN ein rundum gelungener Film wurde, spannend ist er aber durchaus und besitzt auch mit Michael Berryman, Ernest Borgnine und Frau Stone Darsteller, die durchaus Akzente setzen können, hinzu kommt ein sehr schöner Score von James Horner.
Da würde sich vielleicht mal ein Remake anbieten, das den inzwischen etwas bieder wirkenden Look des Films auf den neusten Stand bringt, denn interessant genug ist die Geschichte allemal.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #76 Februar/März 2008 und Thomas Kerpen