TODESZUG NACH YUMA

Delmer Daves' 3:10 TO YUMA (ZÄHL BIS DREI UND BETE) aus dem Jahr 1957 gehört zu den ganz großen Westernklassikern dieser Zeit - einer der ersten Romane von Elmore Leonard, der fürs Kino adaptiert wurde -, und ist ähnlich wie der fünf Jahre zuvor entstandene HIGH NOON fast mehr "Morality Play" als herkömmlicher Vertreter des Genres.

Denn in beiden Filmen geht es um den Gewissenskonflikt zwischen der Verantwortung für die Gesellschaft und egoistischen Bedürfnissen, genauer gesagt um den Begriff Zivilcourage, worunter man ja bekanntlich "einen spezifischen Typus sozialen Handelns versteht, das sich in spezifischen Situationen, in unterschiedlichen sozialen Kontexten, und Öffentlichkeiten vollzieht, indem eine Person freiwillig eintritt für die legitimen, primär nicht-materiellen Interessen und die personale Integrität vor allem anderer Personen, aber auch des Handelnden selbst, und sich dabei an humanen und demokratischen Prinzipien orientiert." Und zwar ist diese Person der Farmer Dan Evans (Van Heflin), der sich dazu verpflichtet hat, den Gesetzlosen Ben Wade (Glenn Ford) in den Zug zu setzen, der ihn zu seinem neuen Bestimmungsort bringen soll, dem Gefängnis von Yuma, worauf sich auch der Originaltitel bezieht.

Ging es anfangs noch primär um das Geld, das der Farmer dafür bekommen sollte und das dieser dringend zur Sicherung seiner Existenz benötigt, geht es am Ende um eine moralische Willensdemonstration, nachdem bis auf Evans jeder das Handtuch geworfen hat und er Wades skrupelloser Bande alleine Paroli bieten muss, die ihren Boss befreien will.

Wobei Wade in diesem Spiel eine seltsam ambivalente Rolle einnimmt, zwischen offensichtlicher Bewunderung für die Ideale des Farmers und den Versuchen, ihn wie die Schlange im Paradies vom rechten Weg abzubringen.

Ein an sich perfekter Film, der eigentlich keines Updates bedurfte. James Mangold hat es dennoch versucht und mit Russell Crowe und Christian Bale auch zwei Glenn Ford und Van Heflin ebenbürtige Kontrahenten gefunden.

Während das Original nur 90 Minuten dauerte, läuft das Remake eine halbe Stunde länger, was schon darauf verweist, dass Mangold die Handlung etwas aufgeblasen hat. Während die Schlüsselszenen direkt aus Daves' Version übernommen wurden, kamen diverse Action-Szenen hinzu, die TODESZUG NACH YUMA für ein jüngeres Publikum etwas aufpeppen sollten, was auch durchaus funktioniert und die mehr als nur überflüssiges Füllmaterial sind.

Der Kern der Story blieb allerdings ohne Einschränkungen erhalten, das psychologische Duell zwischen Wade und Evans, das schließlich im Hotelzimmer seinen Höhepunkt findet. Crowe und Bale liefern hier auf jeden Fall Glanzleistungen ihrer bisherigen Karriere ab, und vor allem Crowe überrascht mit einer perfekten Charakterstudie in Perfidie.

Ein äußerst gelungener Spätwestern, plakativ spannend und nachdenklich zugleich, der einen Genreklassiker würdevoll in die Neuzeit transportieren konnte und sich auch noch ein wesentlich negativeres Ende leistet.

Am Rande sei noch auf Ben Fosters (30 DAYS OF NIGHT) großartige Leistung als Wades rechte Hand Charlie Prince hingewiesen, der den unwiderstehlichen Charme einer Klapperschlange versprüht, ebenso wie auf Peter Fonda in einer markanten Nebenrolle.

Die frisch erschienene DVD enthält einen Audiokommentar mit Mangold, ein Making Of und sieben entfallene Szenen.