Mit Büchern wie „Auch im Osten trägt man Westen“, „Leck mich am Leben – Punk im Os- ten“, „Satan, kannst du mir noch mal verzeihen“ oder „Wir wollen immer artig sein“ sowie dem Film „too much future/ost- PUNK!“ wurde das Thema rebellischer Jugendkuktur im real existierenden Sozialismus in den letzten Jahren vielfach aufbereitet und, wie man so schön sagt, „Erinnerungsarbeit geleistet“.
Der US-Amerikaner Tim Mohr, der die Neunziger über in Berlin lebte, DJ war, arbeitete später für den Playboy und ist heute als Übersetzer (er übertrug „Feuchtgebiete“ und „Tschick“ ins Englische) und Journalist tätig, schrieb Biographien über Duff McKagan und Paul Stanley.
Und mit „Burning Down the Haus: The Punk Rock Revolution that Tore Down the Berlin Wall“ hat er nun ein frisch ins Deutsche übersetzte Buch über Punk in der DDR geschrieben, dessen leicht reißerischer Originaltitel durchaus diskussionswürdig ist.
Basierend auf rund 50 Interviews mit Zeitzeugen sowie Stasi-Akten und einem Studium der bereits zum Thema veröffentlichten Bücher zum Thema – siehe oben – machte sich Mohr ein eigenes Bild.
Und auch wenn der Reflex „Was weiß der denn schon? Der war doch gar nicht dabei!“ naheliegt, ist beim genaueren Überlegen ein distanzierter Blick von außen, geschärft durch Quellenarbeit, einem anderen, neuen Blick auf ein Thema durchaus zuträglich – gerade auch dann, wenn man, wie hier geschehen, mit Jürgen Teipel und Alex Pehlemann kritische Erstleser hatte.
„Stirb nicht im Warteraum der Zukunft“ ist gut erzählt, Mohr versteht sein Handwerk, und es ist positiv, dass so ein Thema endlich auch für das englischsprachige Ausland aufbereitet wurde.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #131 April/Mai 2017 und Joachim Hiller