Das neue NOTWIST-Album lässt noch auf sich warten, dafür kann man sich an einer neuen Platte des Acher-Brüder-Nebenprojekts TIED AND TICKLED TRIO erfreuen, die auf "Aelita" erfrischend anders klingen.
Waren bisherige Platten von Jazz und dem Einsatz von Bläsern geprägt, wirken TIED AND TICKLED TRIO hier so, also ob sie quasi die instrumentalen Parts von NOTWIST isoliert hätten, eine Mischung aus analogen und digitalen Sounds, was durchaus noch in den Bereich von Ambientmusik fällt, auch wenn es bei "Tamaghis" einen markanten Dub-Rhythmus gibt.
Trotz des gewohnten Improvisationscharakters und fehlenden konventionellen Songelementen entstehen hier erstaunlich konkrete, melancholische Melodie-Strukturen, die mehr an klassische Soundtracks aus den 60ern und 70ern erinnern - die analogen Synthiesounds von TANGERINE DREAM sind allerdings auch nicht weit - als an irgendwelche Laptop-Künstler oder andere Knöpfchendreher dieses Jahrtausends.
Ich habe die Platten von TIED AND TICKLED TRIO zwar immer gemocht, bin aber versucht zu sagen, dass "Aelita" wirklich das Beste ist, was ich bisher aus dem speziellen musikalischen Weilheimer/Münchner-Mikrokosmos gehört habe, ein wunderschöner, sphärischer und zeitloser Trip, der eine unglaubliche innere Ruhe und Wärme ausstrahlt und wo sich der Hörer in einem individuellen Raum-Zeit-Kontinuum befindet, so bald die ersten Töne dieser höchst eigenständigen Platte erklingen.
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© by Ox-Fanzine - Ausgabe #72 Juni/Juli 2007 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #96 Juni/Juli 2011 und Thomas Kerpen