Der Weg von BIKINI BILL zu "This Island" war ein weiter, und zwischen den Releases ersterer und dem neuen Album von LE TIGRE liegen Welten - um nicht zu sagen, sie trennen Welten. Mit Nicholas Sansano (u.a.
SONIC YOUTH, PUBLIC ENEMEY) als Produzent wurde die Platte laut Aussage der Band entscheidend in Richtung Dancefloor gebracht - und genau darauf sollte man sich als altgedienter Fan des Schaffens von Kathleen Hanna auch einstellen.
"After dark" und "TKO", die schon mittels Sticker auf dem Cover als zentrale Songs hervorgehoben werden, sind nämlich genau das: durch massiven Elektronik-Einsatz absolut tanzbar gemischte Songs, denen nicht einmal mehr Hannas Gesang viel anhaben kann, um sie kantiger, kratziger zu machen.
Mag ja sein, dass die Band den kreativen Prozess mit umfangreichem Pro-Tools-Einsatz als ganz neu und aufregend wahrgenommen hat, aber sie hat dabei auch irgendwie etwas an Seele eingebüßt.
Das, was einen bislang an LE TIGRE-Alben begeisterte, dieser spröde Indie-Rock-Charme, ist hier nur noch ansatzweise vorhanden, als ob man sich selber zitiert. Dabei ist "This Island" nicht wirklich eine Überraschung, sondern der logische Schritt, der auf die bisherigen Releases folgen musste, inklusive des Wechsels zu Universal.
Dass die Band heute so politisch und bissig ist wie eh und je, davon durfte und darf man ausgehen, von daher wird hier ein Weg beschritten, den CHUMBAWAMBA schon vor Jahren gingen - und die Gefahr des Scheiterns ist da immer inbegriffen.
"New kicks" dürfte dabei sowas wie der "Flagschiff-Song" sein, mit eingearbeiteten Slogans und Redeausschnitten von der großen Antikriegs-Demo im New Yorker Central Park im Februar 2003, welche von den US-Medien weitgehend verschwiegen wurde.
Apropos: Hanna sieht ihre Mission darin, mittels zugänglicher Musik den Weg durch die Mainstream-Medien zu gehen, um ihre Message möglichst weit zu verbreiten. Ein löbliches Unterfangen, an dem allerdings auch schon andere scheiterten.
Trotzdem: Viel Glück! (42:54) (07/10)
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