Abgeschlagene Körperteile, absurde Monster und Mutanten, künstliche Körperflüssigkeiten, die ins Publikum gespritzt werden: Wer mal ein GWAR-Konzert miterlebt hat, wird es so schnell nicht vergessen – und das besudelte Shirt aufbewahren wie eine Reliquie. Das Auftreten dieses Hardcore-Metal-Zirkus ist so absurd, dass man fast vergessen könnte, dass es ja auch noch Musik dazu gibt. Bei dem Kollektiv aus Richmond, Virginia war die visuelle Performance schon immer etwas wichtiger als die musikalische. Nach über dreißig Jahren war eine Filmporträt des Schock-Rock-Kollektivs eigentlich überfällig. Diese hier fasst nun alles, was die Band ausmacht, sehr gut zusammen – von den Anfängen als überdrehtes Studentenprojekt bis ins Hier und Jetzt. Positiv ist hervorzuheben, dass hier viele Beteiligte ihre Sicht auf die Entwicklung der Band teilen. Die Dynamiken und Beziehungen innerhalb des ganzen Bandgebildes, besonders zwischen den beiden kreativen Alphatieren Davie Brockie und Hunter Jackson, werden unbeschönigt dargestellt. Unterlegt wird das mit Live-Snippets und hübschen Comicstrips, die bestimmte Erzählungen gut untermalen. Am besten ist „This Is GWAR“ dann, wenn der Film die düsteren Momente in der Bandgeschichte beleuchtet: Als die Todesfälle von Gitarrist Cory Smoot und Davie Brockie thematisiert werden, wird klar, dass GWAR trotz aller Differenzen und Spannungen für alle Beteiligten immer eine große Familie war. Allerdings eine, die sich immer mit großem Spaß öffentlich selbst zerfleischt und seit über dreißig Jahren für gute Unterhaltung sorgt. Elf Stunden Bonusmaterial wie das letzte Interview mit Davie Brockie runden diese Doku über die „Scumdogs of the Universe“ perfekt ab.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #166 Februar/März 2023 und Gary Flanell