THIS IS ENGLAND

Shane Meadows' THIS IS ENGLAND wurde mit reichlich Vorschusslorbeeren auf diversen Festivals bedacht und die Times vergleicht ihn gleich mit TRAINSPOTTING, was ein wenig albern ist, denn schließlich hat der Film nichts mit Drogen zu tun.

Meadows empfiehlt sich schon seit einiger Zeit eher als Geistesverwandter von Ken Loach und Mike Leigh, der in seinen Filmen auf seine spezielle Art in ungeschönter Form Working Class-Themen aufgreift, allerdings mit weniger politischer Ausrichtung als etwa Loach.

In diesem Fall handelt es sich um ein Anfang der 80er angesiedeltes Teenager-Drama mit durchaus humorvollen Momenten, wo Meadows vor dem Hintergrund des kurz zuvor stattgefundenen Falklandkrieges ein düsteres Bild des Englands der Thatcher-Zeit zeichnet.

In dessen Mittelpunkt steht eine Gruppe Skins, deren Zusammenhalt aufgrund der immer stärkeren Politisierung der Szene durch rechtsextreme Parteien wie National Front oder British National Party zerbricht.

Wer aber jetzt eine analytische Aufarbeitung der Skinhead-Szene erwartet, wird ähnlich wie bei ROMPER STOMPER oder MADE IN BRITAIN enttäuscht werden, denn Meadows geht es eher um persönliche Themen wie Freundschaft und Loyalität, was seinem Film allerdings auch bezüglich der Entwicklung seiner Charaktere am Ende eine allzu profane Note verleiht.

Hauptfigur ist der kleinwüchsige Außenseiter Shaun, der ein wenig an David Bennent aus DIE BLECHTROMMEL erinnert, dessen Vater im Falklandkrieg gefallen ist, und der schließlich bei einer Gruppe Skins eine Art Ersatzfamilie findet.

Diese vermeintliche Idylle wird aber zerstört, als der frisch aus dem Knast entlassene und hoch aggressive Combo auftaucht und die Gruppe mit seinen Ideen aufspaltet. Dabei zeigt Meadows recht anschaulich, wie sich rechtsextremes Gedankengut in einer Szene verbreitete - inklusive des Besuchs einer National Front-Veranstaltung -, in der schwarze und weiße Skins zuvor noch gemeinsam zum "Paki-bashing" aufgebrochen waren, was noch nicht mit Nazi sein gleichzusetzen war.

Meadows begeht aber letztendlich den Fehler, Combos Persönlichkeit auf seine Natur als psychopathischer Schläger zu reduzieren und seine politische Motivation zu verharmlosen. Dadurch hinterlässt sein Film sowohl als Drama als auch als Milieustudie am Ende einen etwas unfokussierten Eindruck und begibt sich allzu sehr auf das Unterhaltungslevel eines Films wie THE WANDERERS und dessen Darstellung des Konflikts unterschiedlicher jugendlicher Subkulturen.

Nichtsdestotrotz ist THIS IS ENGLAND - der bereits als mit netten Extras ergänzte 2-Disc-Edition erhältlich ist, wo die deutsche Synchro erwartungsgemäß wenig überzeugend ist - aufgrund seiner Authentizität und seiner persönlich gefärbten Perspektive (Meadows war selbst in den 80ern Skinhead) ein interessanter Film geworden, der zu Themen wie Rassismus und Intoleranz die richtigen Sachen zu sagen hat.

Und auf dem schönen Soundtrack tummeln sich passend zum Zeitkolorit Toots & The Maytals, Dexys Midnight Runners, Soft Cell, The Specials, Lee Perry, UK Subs oder auch Jimmy Cliff.