THEE VICARS

I Wanna Be Your Vicar

Wenn man sich THEE VICARS anschaut, würde man nicht auf die Idee kommen, dass diese adrett gekleideten, akkurat frisierten Youngsters derart snotty klingen könnten. Doch der Schein trügt – die Rotzlöffel sind auch ihrem neuen, mittlerweile dritten Album auf handfesten Krawall aus und spielen mit originären Mod-Garage-, Mersey-Beat- und Manchester-R&B-Sounds jede öde Revival-Band an die Wand.

Ihre zweieinhalbminütigen Garage-Stomper sind gleichermaßen rabiat wie diszipliniert auf den Punkt gespielt, ihre Songs genauso tight wie ihre Bügelfaltenhosen. Sie treffen den Tonfall der „Pebbles“- und „Nuggets“-Halbstarken-Combos, und würde man mir einen ihrer Songs blind vorspielen, hätte ich ihn auf eben diesen Samplern vermutet.

Mundharmonika, Schellenkranz, ein furztrockenes Bassspiel und punktgenaues Getrommel untermalen Chris’ mal ekstatischen, mal kühl-abschätzigen Gesang – der Junge knödelt, wie man eben nur knödeln kann, wenn man die ganze Zeit die Nase rümpft.

Streng genommen weisen THEE VICARS also nicht einen einzigen Tropfen Originalität beziehungsweise Eigenständigkeit auf, dennoch ist es erfrischend, wenn eine Band dermaßen jedem Trend trotzend und detailverliebt Texas-Teenpunk mit britischer Attitüde abliefert – von „retro“ soll hier also nicht die Rede sein.

Schade nur, dass „I Wanna Be Your Vicar“ auf die Dauer nicht die Qualität ihrer Single-Auskoppelung „Everyday“ halten kann; dennoch gehören THEE VICARS zu einem der heißesten Eisen im Dirty Water-Roster, dem unter zeitgenössischen Bands des gleichen Metiers eigentlich nur THE STRANGE BOYS das Wasser reichen können.

Das wäre doch auch mal ein tolles Tourpackage!