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THE WILD ANGELS

Im Allgemeinen bin ich ja kein großer Freund der in den 60ern aufgekommenen Biker-Movies. Roger Corman hat jedoch mit THE WILD ANGELS bzw. DIE WILDEN ENGEL – wie er bei uns in einer um circa zwei Minuten geschnittenen Fassung hieß – wirklich einen der besten Filme dieser Gattung gedreht, und das bereits drei Jahre vor EASY RIDER.

Das Drehbuch stammt von Charles B. Griffith, der ja an einigen Corman-Hits beteiligt war, wie etwa NOT OF THIS EARTH, THE LITTLE SHOP OF HORRORS oder A BUCKET OF BLOOD. Zufälligerweise agiert auch Peter Fonda in der Hauptrolle, der aber erst mit EASY RIDER seinen zeitweiligen Kultstatus erhalten sollte.

Fonda spielt Heavenly Blues, den Boss einer kalifornischen Hell’s Angels-Truppe, die wiederum von echten Bikern verkörpert wurde. Von denen sollen auch die „wahren“, in THE WILD ANGELS vorkommenden Begebenheiten stammen, allerdings versuchten diese später, Corman wegen angeblicher Diffamierung auf fünf Millionen Dollar Schadensersatz zu verklagen.

Ob wahr oder nicht, Cormans Streifen ist schon verdammt derbes, schmuddeliges und amoralisches Entertainment („Their credo is violence... Their God is hate...“), das für die meisten seriösen US-Kritiker damals entweder gewalttätiger Schwachsinn war oder nur nach sehr viel Alkohol zu ertragen.

Und dessen Botschaft Fonda im folgenden schön auf den Punkt bringt: „We want to be free! We want to be free to do what we want to do! We want to be free to ride. And we want to be free to ride our machines without being hassled by The Man.

And we want to get loaded. And we want to have a good time! And that’s what we’re gonna do. We’re gonna have a good time. We’re gonna have a party!“ Eine ordentliche Party gibt es auch tatsächlich und zwar in einer Kirche.

Anlässlich der Beerdigung von Fondas bestem, von einem Polizisten angeschossenen Freund Loser (Bruce Dern) – der allerdings erst während der Befreiungsaktion durch seine Kumpel stirbt – feiern die Biker eine wilde Drogenorgie inklusive Vergewaltigung und Naziflagge.

Bereits zuvor war man marodierend durch die Gegend gezogen und hatte deutlich gemacht, was man von staatlicher Autorität und gesitteten Formen gesellschaftlichen Zusammenlebens hält. Der Spaß hat allerdings ein äußerst trübsinniges Ende, als die Polizei im Anmarsch ist und die Biker die Flucht ergreifen, nur Fonda bleibt resignierend zurück („There’s nowhere to go.“) und wirft noch ein paar Schaufeln Erde auf den Sarg seines Freundes.

Fondas Freundin Mike (!) wird dabei von Nancy Sinatra mehr schlecht als recht gespielt. In Nebenrollen tauchen Diane Ladd, Derns damalige Frau und Mutter von Laura Dern, Dick Miller und Peter Bogdanovich auf – letzterer war auch zusammen mit Monte Hellman für den Schnitt verantwortlich.

Und mit dem während der Titelcredits laufenden Song „Blues Theme“ hatten Davie Allan & The Arrows sogar einen kleinen Hit. Es folgten nach THE WILD ANGELS, der auch kommerziell äußerst erfolgreich war, viele weitere möglicherweise noch brutalere und nihilistischere Biker-Filme, aber die wenigsten besitzen dessen durchgängige, komprimierte Wildheit und sein – nicht immer geglücktes – Bemühen um Realismus, was ihn immer noch sehr unterhaltsam macht, wenn man das moralisch fragwürdige Treiben als solches empfindet.

Eines von Cormans besten Werken und sozusagen die Geburtsstunde des Biker-Genres. Mitte Februar erscheint der Film endlich auch mal hierzulande ungeschnitten auf DVD, zwar ohne Extras, aber die besaß bereits die US-Disc nicht.

Eigentlich schade, ein Film wie gemacht für einen Audiokommentar mit Corman, Fonda oder Sinatra.